Donnerstag, 10. November 2011

"Der Mensch der Komödiant der Welt"

"Es müsste geistigere Geschöpfe geben, als die Menschen sind, bloß um den Humor ganz auszukosten, der darin liegt, dass der Mensch sich für den Zweck des ganzen Weltendaseins ansieht und die Menschheit sich ernstlich nur mit Aussicht auf eine Welt-Mission zufrieden gibt. Hat ein Gott die Welt geschaffen, so schuf er den Menschen zum Affen Gottes, als fortwährenden Anlass zur Erheiterung in seinen allzu langen Ewigkeiten. Die Sphärenmusik um die Erde herum wäre dann wohl das Spottgelächter aller übrigen Geschöpfe um den Menschen herum. Mit dem Schmerz kitzelt jener gelangweilte Unsterbliche sein Lieblingstier, um an den tragisch-stolzen Gebärden und Auslegungen seiner Leiden, überhaupt an der geistigen Erfindsamkeit des eitelsten Geschöpfes seine Freude zu haben - als Erfinder dieses Erfinders. Denn wer den Menschen zum Spaße ersann, hatte mehr Geist als dieser, und auch mehr Freude am Geist. - Selbst hier noch, wo sich unser Menschentum einmal freiwillig demütigen will, spielt uns die Eitelkeit einen Streich, indem wir Menschen wenigstens in dieser Eitelkeit etwas ganz Unvergleichliches und Wunderhaftes sein möchten. Unsere Einzigkeit in der Welt! ach, es ist eine gar zu unwahrscheinliche Sache! Die Astronomen, denen mitunter wirklich ein erdentrückter Gesichtskreis zuteil wird, geben zu verstehen, dass der Tropfen Leben in der Welt für den gesamten Charakter des ungeheuren Ozeans von Werden und Vergehen ohne Bedeutung ist: dass ungezählte Gestirne ähnliche Bedingungen zur Erzeugung des Lebens haben wie die Erde, sehr viele also - freilich kaum eine Handvoll im Vergleich zu den unendlich vielen, welche den lebenden Ausschlag nie gehabt haben oder von ihm längst genesen sind: dass das Leben auf jedem dieser Gestirne, gemessen an der Zeitdauer seiner Existenz, ein Augenblick - ein Aufflackern gewesen ist, mit langen, langen Zeiträumen hinterdrein - also keineswegs das Ziel und die letzte Absicht ihrer Existenz. Vielleicht bildet sich die Ameise im Walde ebenso stark ein, dass sie Ziel und Absicht der Existenz des Waldes ist, wie wir dies tun, wenn wir an den Untergang der Menschheit in unserer Phantasie fast unwillkürlich den Erduntergang anknüpfen: ja, wir sind noch bescheiden, wenn wir dabei stehnbleiben und zur Leichenfeier des letzten Menschen nicht eine allgemeine Welt- und Götterdämmerung veranstalten. Der unbefangenste Astronom selber kann die Erde ohne Leben kaum anders empfinden als wie den leuchtenden und schwebenden Grabhügel der Menschheit."

Nietzsche

Montag, 7. November 2011

Uneingeschränkt

Ein wichtiges Wort für einen Schreiber.

Vielleicht sogar das wichtigste?

Freilich wäre die Bejahung eine Einschränkung.

Freitag, 4. November 2011

Dienstag, 1. November 2011

(Keine) Überraschung

Das zentrale Thema der Literatur (so wie sie in diesem Blog abgehandelt wurde) ist immer LIEBE.

Selbstredend in Liebesromanen. Aber auch, wenn es um Krieg, Unglück, Verzweiflung, Freude, Hass, Glück, Tod, Krankheit, Wahnsinn, Beziehungen, Personen, Dinge, Himmel, Hölle, Erde, Welt geht.

Und warum ist das so?

Erstens: Literatur wird von Menschen gemacht.

Zweitens (und wie uns bereits durch Goethe beigebracht wurde): „Es ist doch gewiss, dass in der Welt den Menschen nichts notwendig macht als die Liebe.“