Donnerstag, 10. November 2011

"Der Mensch der Komödiant der Welt"

"Es müsste geistigere Geschöpfe geben, als die Menschen sind, bloß um den Humor ganz auszukosten, der darin liegt, dass der Mensch sich für den Zweck des ganzen Weltendaseins ansieht und die Menschheit sich ernstlich nur mit Aussicht auf eine Welt-Mission zufrieden gibt. Hat ein Gott die Welt geschaffen, so schuf er den Menschen zum Affen Gottes, als fortwährenden Anlass zur Erheiterung in seinen allzu langen Ewigkeiten. Die Sphärenmusik um die Erde herum wäre dann wohl das Spottgelächter aller übrigen Geschöpfe um den Menschen herum. Mit dem Schmerz kitzelt jener gelangweilte Unsterbliche sein Lieblingstier, um an den tragisch-stolzen Gebärden und Auslegungen seiner Leiden, überhaupt an der geistigen Erfindsamkeit des eitelsten Geschöpfes seine Freude zu haben - als Erfinder dieses Erfinders. Denn wer den Menschen zum Spaße ersann, hatte mehr Geist als dieser, und auch mehr Freude am Geist. - Selbst hier noch, wo sich unser Menschentum einmal freiwillig demütigen will, spielt uns die Eitelkeit einen Streich, indem wir Menschen wenigstens in dieser Eitelkeit etwas ganz Unvergleichliches und Wunderhaftes sein möchten. Unsere Einzigkeit in der Welt! ach, es ist eine gar zu unwahrscheinliche Sache! Die Astronomen, denen mitunter wirklich ein erdentrückter Gesichtskreis zuteil wird, geben zu verstehen, dass der Tropfen Leben in der Welt für den gesamten Charakter des ungeheuren Ozeans von Werden und Vergehen ohne Bedeutung ist: dass ungezählte Gestirne ähnliche Bedingungen zur Erzeugung des Lebens haben wie die Erde, sehr viele also - freilich kaum eine Handvoll im Vergleich zu den unendlich vielen, welche den lebenden Ausschlag nie gehabt haben oder von ihm längst genesen sind: dass das Leben auf jedem dieser Gestirne, gemessen an der Zeitdauer seiner Existenz, ein Augenblick - ein Aufflackern gewesen ist, mit langen, langen Zeiträumen hinterdrein - also keineswegs das Ziel und die letzte Absicht ihrer Existenz. Vielleicht bildet sich die Ameise im Walde ebenso stark ein, dass sie Ziel und Absicht der Existenz des Waldes ist, wie wir dies tun, wenn wir an den Untergang der Menschheit in unserer Phantasie fast unwillkürlich den Erduntergang anknüpfen: ja, wir sind noch bescheiden, wenn wir dabei stehnbleiben und zur Leichenfeier des letzten Menschen nicht eine allgemeine Welt- und Götterdämmerung veranstalten. Der unbefangenste Astronom selber kann die Erde ohne Leben kaum anders empfinden als wie den leuchtenden und schwebenden Grabhügel der Menschheit."

Nietzsche

Montag, 7. November 2011

Uneingeschränkt

Ein wichtiges Wort für einen Schreiber.

Vielleicht sogar das wichtigste?

Freilich wäre die Bejahung eine Einschränkung.

Freitag, 4. November 2011

Dienstag, 1. November 2011

(Keine) Überraschung

Das zentrale Thema der Literatur (so wie sie in diesem Blog abgehandelt wurde) ist immer LIEBE.

Selbstredend in Liebesromanen. Aber auch, wenn es um Krieg, Unglück, Verzweiflung, Freude, Hass, Glück, Tod, Krankheit, Wahnsinn, Beziehungen, Personen, Dinge, Himmel, Hölle, Erde, Welt geht.

Und warum ist das so?

Erstens: Literatur wird von Menschen gemacht.

Zweitens (und wie uns bereits durch Goethe beigebracht wurde): „Es ist doch gewiss, dass in der Welt den Menschen nichts notwendig macht als die Liebe.“

Samstag, 29. Oktober 2011

Noch eine Handvoll Posts

Dann wird dieses Blog beendet sein.

Hundert ist, wie man so sagt, eine runde Zahl. So kann man sich jetzt bereits an den Fingern einer Hand abzählen, wie viel/e noch auf einen zukommen wird.

Eine Hand genügt.

Literatur muss in, an die Hand genommen werden. Und sie wird immer noch, auch heutzutage noch, zumindest nach altmodischem Stil, mit einer Hand gemacht.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Darauf würde ich wetten

Dass ich, und im allerernstesten Sinne, Leser haben werde, ist außer aller Frage. Was ich nicht weiß, ist nur, wie viele und wann.

Moment mal, da habe ich doch glatt die Anführungszeichen vergessen.

Es handelt sich nämlich um ein Zitat.

Vielleicht hätte aber meine Nachlässigkeit Ludwig Hohl gar nicht gejuckt. Allerdings würde ich darauf nicht unbedingt wetten.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Der Rausch kommt beim Schreiben

So wie der Hunger beim Essen kommt.

Ich habe noch nie am eigenen Leib erfahren, warum und wie es zu so genannten Schreibblockaden kommen kann. Aber das spielt ja auch keine Rolle, ob ich …

Was die Sache betrifft: Ob es sein kann, weil man sich satt fühlt?

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Was bleibt, wenn nichts bleibt?

Nichts.

Und doch muss es etwas geben, das geblieben ist.

Denn es war einmal etwas da.

Genau.

Aber das ist es ja gerade: dass es nicht mehr ist.

Nein, nein, wir drehen uns im Kreis. Irgendwas übersehen wir. Verflucht, verflucht, was kann das nur sein?

Ich glaub’, ich hab’s! Es ist der Wunsch. Ja, genau, der Wunsch bleibt. Der Wunsch, dass es etwas hätte geben sollen, das geblieben wäre, wenn nichts mehr da ist.

Hört sich ziemlich bekloppt an, findest du nicht auch?

Ja, schon, ein bisschen. Andererseits: So bekloppt auch wieder nicht. Überleg’ mal: der Wunsch kann nicht verschwinden, weil er in dem Moment, in welchem er sich erfüllt, ja keiner mehr ist.

Okay, okay, lass’ mich darüber mal in aller Ruhe nachdenken.

Selbstverständlich. Lass’ dir Zeit.

Montag, 17. Oktober 2011

Ich werde es nicht fertigbringen

{das beste Buch der Welt zu schreiben. Aber ich würde mich schon mit dem zweitbesten begnügen.}


{als größter Schreiber gehandelt zu werden. Aber ich wäre schon froh, wenn mein Name in einer diesbezüglichen Aufzählung relativ früh auftauchte.}


{dass meine Bücher alle bisherigen Verkaufsrekorde brechen. Aber es wäre schon klasse, wenn sie nicht wie Blei in den Regalen lägen.}


Ich: das muss der Maßstab sein – für mich.

Für mich: das ist das Mindestmaß.

Freitag, 14. Oktober 2011

Keine Sorge: Morgen sind wir tot

Sprach ein Kollege: Stelle dir vor! Mein Herzblut tropft aus meinem Werk – und keiner liest es!

Sprach ich: Verzeih! Warum sollte es jetzt schon gelesen werden? – Du lebst ja noch.

Sprach er: Wie, was? Wie meinst du denn das?!

Sprach ich: Nun, wenn du das nicht von selbst verstehst, so vermag ich nicht, es dir zu erklären.

Dienstag, 11. Oktober 2011

„Künstlerisches Niveau“

Was soll das sein?

Kann man sowas lernen?

Kostet das was?

Bevor ich mich weiterhin „damit“ beschäftige, möge man mir bitte diese Fragen beantworten.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Oft ist es einfach

Es ist durchaus nicht immer nötig, großartig oder großspurig herauszufinden, warum die oder der schreibt oder geschrieben hat; es muss nicht unbedingt wissenschaftlich untersucht und untermauert werden.

Da macht man sich so oft Gedanken über Epoche, biografische Hintergründe, psychologische Befindlichkeiten, gesellschaftliche und politische Verhältnisse und was sonst noch alles. Und konstruiert daraus eine krude Argumentationskette, warum also die oder der überhaupt und nur so und so schreiben konnte, wie die oder der es nun einmal tut oder tat.

Jede Kette aber ist bekanntermaßen nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Das ist nun wiederum, wer hätte das vermutet, der Hauptgegenstand der Untersuchung selbst: nämlich die oder der. Schwach, weil eben bloß ein Mensch, undurchsichtig für andere, zu Lebzeiten und danach erst recht.

Oh! – Akzeptieren wir’s einfach.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Fallada

“Schreibe ich denn diese Bücher? Es schreibt sie in mir. Ich muss ja einfach. Ich schreibe, ich schreibe jede Stunde des Tages und des Nachts, ob ich nun an meinem Schreibtisch sitze oder umhergehe, ob ich Briefe beantworte oder hier mit Ihnen rede, alles wird mir zum Buch, eines Tages wird es Buch geworden sein, davon ein Stückchen, und dort eine Miene, und hier die Stühle und Tische und Fenster. Alles in meinem Leben endet in einem Buch. Es muss so sein, es kann nicht anders sein, weil ich der bin, der ich wurde.”

Donnerstag, 29. September 2011

Der Sprache Herr kann man nicht durch die Sprache werden

Wodurch dann?

Ist diese Frage aber überhaupt berechtigt? Denn warum sollte man über die Sprache Herr werden?

Man merkt es schon: Auf die Frage folgte eine Frage. So wie auf die Sprache Sprache folgt, wie sie auch immer artikuliert sein mag.

Und wie man also in manchen Fällen eine Frage durch eine Frage beantworten kann, so kann man sich in manchen Fällen der Sprache mächtig wähnen, ohne es tatsächlich zu sein, und sich trotzdem wie ein Herr vorkommen.

Montag, 26. September 2011

Das aufgeschlagene Buch

Wer hatte das getan und wann?

War darin gelesen oder nur geblättert worden?

Würde jemand kommen, um es zu schließen?

Und wenn kein Anderer mehr käme, niemals, was dann?

Konnte, dürfte man es so liegen lassen, so offen, so verletzlich?

Herr im Himmel! Und niemand da, der auf all diese Fragen Antworten hätte geben können.

Eine unerträgliche Situation.

Am Schlimmsten aber war dieser Spalt im Bücherregal, der mit einem höhnischen Grinsen nach dem Buch zu schielen schien.

Dienstag, 20. September 2011

Muss Literatur gelesen werden?

Komische Frage, denken Sie jetzt wohl. Ich pflichte bei.

Was ich meine, was ich ausdrücken will, ist aber Folgendes: Wird denn jede Literatur gelesen? Natürlich nicht, alleine die schiere Menge erlaubt es nicht und noch genug andere Gründe gibt es dafür.

Und was soll dann diese Literatur, wenn sie nicht gelesen wird, nicht jetzt, vielleicht nie?

Sie muss standhalten: bis sie gefordert wird.

Wird sie nie gefordert, dann ist es halt so, das ist zwar manchmal schade, aber kein Weltuntergang.

Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung ist es freilich keinesfalls schade, wenn man der Meinung ist, mehr noch: der festen Überzeugung, sie würde gefordert, und sei es nicht gleich, so später, irgendwann einmal.

Eine Art Lichtspalt.

Samstag, 17. September 2011

Wenn man

mit einem Minimum von etwas ein Maximum an etwas erreichen kann
wie ja ab und zu behauptet wird
(und wie schnell ist eine Behauptung aufgestellt)
dann
müsste man ja
mit nichts alles erreichen können

Schöne Aussichten

Worauf denn?

Mittwoch, 14. September 2011

Expertenkommentar gefällig?

Nein, danke.

Nichts gegen einen Kommentar, versteht sich, meinethalben mehrere.

Aber ob dieser unbedingt von einem Experten sein muss? Ich traue der Sache nicht. Wenn ich nur schon höre: Experte. Klingt so wichtigtuerisch, finden Sie nicht auch (insofern Sie kein Experte sind)?

---

Oh, oh, wenn das mal keinen Expertenkommentar provoziert! Dann gnade mir Gott. Aber es geht ja gar nicht um mich.

Glück gehabt.

Sonntag, 11. September 2011

Brauchen wir die Grammatik?

Oder würde es genügen, wenn wir die Sprache hätten, nur die Sprache?

Und wer ist/sind überhaupt wir?

Ja, wer das beantworten könnte …

Donnerstag, 8. September 2011

Das Dilemma

Oh, wie erstrebenswert wäre es, beidhändig schreiben zu können, und dass man das auch gleichzeitig täte, von rechts nach links und von links nach rechts, und dass man dieselbe Zeile benützte.

Kulminationspunkt des Schreibhandwerks!

Das Dilemma ist: das Geschriebene wäre unlesbar, könnte auch nicht entziffert werden, zutreffender gesagt: entbuchstabet.

Also nicht der Mühe wert.

Also kein Dilemma.

Montag, 5. September 2011

Lasset uns lesen!

Oder sollten wir lieber beten?

Einerlei, denn so richtig nützen tut ja keins von beiden.

Doch ein jedes verbindet. Man weiß, dass man es nicht alleine tut, dass es immer und überall noch andere Menschen gibt, die es auch tun, manchmal sogar gleichzeitig, ja, oft sogar gleichzeitig (im doppelten Sinne).

Was es nützen mag? Bah! Dass es geschieht: das zählt!

Freitag, 2. September 2011

Keinen Schutzumschlag

sollte ein Buch haben, sondern es sollte stattdessen von Gänsehaut umhüllt werden.

Verstehen Sie, was ich meine?

Natürlich verstehen Sie es, ich weiß.

Aber ich musste diese Frage stellen.

Verstehen Sie, was ich meine?

Dienstag, 30. August 2011

Ruhm, Reichtum, Glückseligkeit – und täglich eine warme Mahlzeit

Das ist doch wohl das Mindeste, was man vom Leben erwarten darf!

Ja, erwarten dürfen wir viel! Ob’s auch mal kommt?

Bis es soweit ist, sollte man zumindest keinen Hunger leiden. Bei einem leeren Bauch lässt es sich zwar schreiben, aber nicht denken. Wenn es sich aber nicht denken lässt, warum sollte dann geschrieben werden?

Samstag, 27. August 2011

Rezeption

Schön, wenn es sie gibt. Noch schöner, wenn sie überwiegend positiv ausfällt. Am schönsten, wenn sie zusätzlich auch noch der Sache gerecht wird (aber Gerechtigkeit ist ja selbst schon wieder so eine Sache).

So richtig spannend wird es aber doch erst bei der Rezeption der Rezeption. Da mögen wohl viele Jahre dazwischen liegen, zwischen dem einen und dem anderen, denn zweierlei Ding sind es.

Da geht’s dann ans Eingemachte, da mögen die Fetzen fliegen und manche Blutstropfen fallen, nicht wenige Gelenke verbogen werden, viele Tränen sich mit noch mehr Schweiß vermischen.

Und was macht der Bastard, der an der ganzen Misere schuld ist, dieser gottverfluchte „Kritzler“? Lacht sich ins Fäustchen in seinem Grab und hält still. – Bildlich gesprochen (und schaurig-schön empfunden): denn er lacht nicht, er hat kein Fäustchen mehr, das Grab ist als solches nicht mehr zu erkennen. Das mit dem still stimmt aber wirklich (insoweit etwas wirklich genannt werden darf, das nicht zu sehen, hören, riechen, schmecken oder spüren ist).

Mittwoch, 24. August 2011

Durchbruch

Wohin eigentlich? Und warum überhaupt? Und durch wen oder was hindurch? Endgültiger Bruch oder lediglich Umbruch?

Da sage noch einer, dass es mit dem Durchbruch geschafft sei!

Sonntag, 21. August 2011

Umsonst – aber immerhin doch das!

Sie schreiben? Und Sie erfahren diesbezüglich keine Anerkennung? Ja, man nimmt Sie in dieser so wichtigen Angelegenheit überhaupt nicht zur Kenntnis? Und wenn ausnahmsweise mal doch, dann nur mit einem süffisanten Lächeln, einer huldvollen Mitleidsbezeigung? Oder man sagt Ihnen vielleicht doch ein gutes Wort, Sie aber vermuten, sind sich gewiss, dass es sich dabei nur um eine Verlegenheitsgeste handelt? Und so weiter und so fort, es gibt so viele derartige Beispiele, so viele Anlässe, Gründe zur Verzweiflung.

Sie sagen sich also: Umsonst!

Ich frage Sie aber: Umsonst?

Donnerstag, 18. August 2011

Schrecklich, diese Benennung der Seitenanzahl

Sind Sie nicht der gleichen Meinung?

So, Sie sind also nicht dieser Meinung.

Auch gut. Deswegen bekommen wir keinen Streit, so wichtig ist das auch wieder nicht.

Ach, wahrscheinlich bin ich da auch nur überempfindlich. Denke mir halt einfach: Gibt Werke, die drücken auf zwei, drei Seiten mehr aus als andere auf zwei-, dreitausend.

Oh! Jetzt habe ich tatsächlich zur Verdeutlichung dessen, was ich zum Ausdruck bringen wollte, mit der Benennung der Seitenanzahl gearbeitet.

Aber doch in einem ganz anderen Sinne als dem üblichen, irreführenden, fadenscheinigen.

Sind Sie nicht der gleichen Meinung?

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Bei dieser Gelegenheit: Auch schrecklich, dieser Begriff Bestseller. Als käme es auf die Anzahl der Leser an.

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Und noch eines: Beide Aspekte habe ich bereits indirekt und kombiniert im kürzesten Eintrag in diesem Blog behandelt. (Falls Sie es noch nicht wissen und nachlesen wollen …)

Montag, 15. August 2011

Zwei Behauptungen

Die Regel sollte nicht die Regel sein. Freilich braucht man sie, das ist klar: denn wie sollte man ansonsten die Ausnahme erkennen können?

Und von der Ausnahme hängt doch vieles ab. Ja, so viel, dass, wenn sich Ausnahme an Ausnahme reiht, die Regel zur Regel werden sollte.

Doch nur bis man merkt, dass es so langsam mal wieder Zeit für eine Ausnahme wird.

(Die Literaturwissenschaft, die Forschung muss zwangsläufig diesen edlen und so seltenen Erscheinungen hinterherhinken. – Nicht weiter schlimm, im Gegenteil: so bewahrt sie sich ihre Existenzberechtigung in die Zukunft hinein.)

Freitag, 12. August 2011

Mein Universum

Ich sitze hier und schreibe
Warum, das weiß ich nicht
Doch muss ich's tun, das ist gewiss

Ich las, dass in dem Universum hier
Kein Oben und kein Unten sei
So könnt' es sein, dass also ich
In seiner Mitte sitz', grad jetzt

Das wär' nicht schlimm und auch nicht gut
Und hätt' auch keinerlei Bedeutung
Ich sitze hier und schreibe
Warum, das weiß ich nicht

Dienstag, 9. August 2011

Wenn das SO ist, dann: nein, danke!

Weltberühmt sein, weil man einen Satz halbwegs geradeaus schreiben kann? Hofiert werden, weil man einen Bestseller verfasst hat? Sich mit Kriechern abgeben, weil man einen TV-Auftritt hatte? Buckeln, weil man es mit einem Rezensenten zu tun hat? Sich Kommentare von irgendwelchen Leuten anhören, weil die über etwas von einem gestolpert sind? Rücksicht auf Gott und die Welt nehmen, weil man seiner Zeit nicht allzu weit voraus sein sollte?

Nun – es ließe sich tatsächlich darüber nachdenken …

Und wenn man ehrlich ist, hat man das ja schon längst getan, ich meine: nachdenken …

Und es kommen ja noch einige Nächte, wir müssen nichts übereilen …

Freilich darf man auch nicht zu lange darüber nachdenken: man käme ja nicht mehr zum Schreiben, man würde ja das Wesentliche aus den Augen verlieren.

Ich muss mal ernsthaft darüber nachdenken!

Samstag, 6. August 2011

Beruhigend ist das schon

Was? Daran zu glauben, dass man für die Nachwelt schreibt, es sich zumindest einzubilden, diese fantastische Möglichkeit nicht gänzlich zu verwerfen … und dabei die Jetztwelt nicht aus den Augen zu verlieren.

Ob das eine Ruhe vor dem Sturm ist, sein könnte, sollte? Und welcher Sturm überhaupt? Zwar spürt man bereits die Brise, aus der er erwachsen wird; gut, für den Moment muss das genügen. Und welcher Moment überhaupt?

Mittwoch, 3. August 2011

Uninteressant!

… woher sie kommt
… wer sie verfasst hat
… wer sie schon gelesen hat oder noch lesen wird
… ob sie registriert wird
… ob sie gelobt oder getadelt wird
… …

Wahre Literatur kennt keine Interessen.

Sonntag, 31. Juli 2011

Suchen kann man nur, was man bereits gefunden hat

Alles andere wäre Zeitverschwendung. Und von nichts anderem haben wir mehr zu verschwenden als von Zeit. Deswegen gehen wir ja so sparsam mit ihr um.

Oder gucken Sie sich etwa in einer Buchhandlung tatsächlich jedes einzelne Buch an? Oder in einem Online-Shop? Oder wo auch immer?

Na, sehen Sie! Die Zeit wollen wir uns doch nehmen auf diese Zeit zu verzichten.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Korrektoren, Lektoren

habens nicht leicht. Dafür haben sies schwer. Das ist ja auch schon etwas.

Etwas? Und ob! Wenns die richtigen sind, wenn sie ihr Fach verstehen. Und wenn sie sich dann noch einen Schreiber zur Brust nehmen dürfen, der ebenfalls sein Fach versteht, dann …

Montag, 25. Juli 2011

Die Idee der Idee von einer Idee

Allemal ein Anfang. Mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon das Ende, freilich noch auszuführen, aber das ist dann schon der leichtere Teil.

Goldgräber auf Hochseilen.

Freitag, 22. Juli 2011

Ein Wort an die, welche noch nicht geboren sind

Fällt mir gerade so ein. Will es nicht unterdrücken. Keine Ahnung, wann ihr das lesen werdet. Aber ihr werdet es tun. Und ihr werdet denken: wann hat DER gelebt?

Ihr werdet mit meiner Zeit nichts mehr anzufangen wissen. Und warum auch? Ihr lebt in eurer, also der wichtigsten von allen. Vielleicht werdet ihr euch fragen: was hat DER geschrieben?

Ja, seht her! Und wär’s nichts anderes als das gewesen, was in diesem Moment in euer Hirn eindringt: es wäre was gewesen.

Dienstag, 19. Juli 2011

Wissen ist nichts, ahnen ist alles

Warum, wofür sollte ansonsten geschrieben, gelesen werden?

Diese Aussage muss nicht auf Anhieb verstanden werden, aber erahnt werden, das sollte sie schon – und zwar sofort!

Weshalb? Wissen Sie es nicht?

Samstag, 16. Juli 2011

Mittwoch, 13. Juli 2011

Furchtbar und fruchtbar

muss die Literatur sein, die es wert ist, gelesen zu werden.

Fruchtbar versteht sich von selbst.

Was aber ist mit furchtbar gemeint?

Nun, doch nicht mehr, als dass beim Leser Ehrfurcht entsteht.

Wovor? Nun, das obliegt ihm selbst.

Sonntag, 10. Juli 2011

Eine Fantasie

Man müsste Texte auf Wogen schreiben können. Und das Meer würde sie nach Gutdünken verteilen. Unter den Meeresbewohnern, versteht sich. Noch findet alles unter den Landbewohnern statt. Das ist zu wenig, lotet noch nicht alle Möglichkeiten aus. Mancher Insulaner wagt sich hin und wieder mit einem Kahn hinaus.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Es gibt keine Kompromisse

Sie sind ein Schreiber?

Und Sie wollen Ihre „Ware“ an den Mann bringen?

Und Sie hoffen, dass diese gedruckt, vielleicht sogar gelesen wird?

Mehr als dieses vielleicht dürfen Sie nicht erwarten.

Und warum sollten Sie es auch?

Montag, 4. Juli 2011

Nietzsche

„Das glücklichste Los hat der Autor gezogen, welcher, als alter Mann, sagen kann, dass alles, was von lebenzeugenden, kräftigenden, erhebenden, aufklärenden Gedanken und Gefühlen in ihm war, in seinen Schriften noch fortlebe und dass er selber nur noch die graue Asche bedeute, während das Feuer überallhin gerettet und weitergetragen sei.“

Freitag, 1. Juli 2011

Ich bin Weltmeister im Lesen

Denn ich habe im Verlauf meines bisherigen Lebens schon hunderttausend Bücher gelesen, ja, richtig gelesen, nicht nur auf die Schnelle, von wegen es geht um die Anzahl.

… Warten Sie mal. – Oder waren es hundert? Jetzt bin ich ganz verunsichert.

Vielleicht war es auch einfach so, dass ich die Bücher in der Hand hatte, die mir quasi den Eindruck vermittelten, als hätte ich bereits …

Das wäre natürlich ein Glücksfall. Lassen wir es dabei bewenden. Glück lässt sich nun mal nicht allgemeinverbindlich definieren. Das muss schon jeder mit sich selbst abmachen, was er darunter verstehen will.

Dienstag, 28. Juni 2011

Guten Appetit!

Es gibt immer und überall Leute, die einen Pferdeapfel für eine Speise halten.

Man darf nicht auf jede Meinung etwas geben.

Vielmehr sollte man sich damit begnügen, sich die Frage zu stellen: Du, sag mal, was du da gerade gegessen hast, hat dir das geschmeckt?

Von DER Antwort darauf hängt dann tatsächlich alles ab.

Samstag, 25. Juni 2011

Windhauch

War es der Titel, das Cover, der Tipp der Kollegin? Oder vielleicht der zufällige Blick im Kaufhaus, das Plakat an der Litfaßsäule, die Rundfunkwerbung? Na, eher doch die TV-Sendung – oder war’s im Kino? Warte, hatte nicht der Nachbar erwähnt, dass …?

Irgendwas war’s. Das ist schon klar; nur, was es war, das ist nicht mehr so klar.

Jedenfalls: das Buch verschenke ich nicht! Das behalte ich für mich!

Fragen Sie mich nicht, welches Buch ich meine. Ich habe von IHNEN gesprochen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Funkenflug

Es gibt Schriften, die zeitversetzt Herzen und Gemüter der Leser in Brand setzen. Als wären sie ruhelos und doch in aller Ruhe durch Lüfte geschwebt auf der Suche nach dem richtigen Landeplatz. Einem Ort, der bis dahin verschont geblieben war. Einer Stelle, die nun endlich reif ist für den Empfang von Flammenzungen.

Sonntag, 19. Juni 2011

Ich

Ob es Sie interessieren könnte, mit wem Sie es in diesem Blog eigentlich zu tun haben?

Nun, für den Fall, dass es so sein sollte, hören Sie:

Ich wurde geboren, ich lebe, ich werde sterben. In diesem Zeitstrahl wurde/wird dies oder jenes getan oder unterlassen. Das Schreiben gehörte/gehört dazu.

Nun, für den Fall, dass Ihnen diese drei Sätzchen doch etwas dürftig erscheinen und Sie sich zudem die Frage stellen sollten, was so etwas in einem Literaturblog verloren hat, hören Sie, lauschen Sie:

Es hat mit Literatur zu tun.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Nachruhm

Darum geht es. Ich muss mich verbessern: darum sollte es gehen.

Heutzutage (aber zu welchen Zeiten eigentlich nicht?) wird mehr Wert auf Vorruhm gelegt. Das ist nicht anrüchig, keineswegs. Es ist einfach menschlich.

Wie wäre es, wenn wir übermenschlich würden? Mal so in den Raum gestellt. Wenn wir uns denken würden, dass es nicht auf Nebensächlichkeiten ankommt, sondern einzig und allein auf die Tat. Weiß Gott, was aus ihr werden mag.

Ja, ob die Tat aber überhaupt etwas Rühmenswertes darstellt, das ist dann immer noch die Frage.

Wollen wir sie schon heute beantworten?

Montag, 13. Juni 2011

Perfektionismus

Ein Perfektionist ist nicht perfekt. – Aber er will es sein.

Er weiß, dass er es nie werden kann, aber er versucht es. – Bei allem Wissen, dass er es nicht schaffen kann.

Kein schlechter Ausgangspunkt für Literatur, so wie wir sie verstehen wollen. Literatur kann in der Welt nichts verändern, sie kann nur Anstöße dazu geben.

Aber was heißt hier schon nur!

Kein perfekter Ansatz – aber immerhin ein Versuch.

Freitag, 10. Juni 2011

Aufpassen: eine Übersetzung!

Wenn es so ist, dass es sich um eine Übersetzung handelt, dann bedenken Sie das, bevor Sie mit der Lektüre anfangen. Nehmen Sie es zumindest zur Kenntnis.

Denn eine Übersetzung kann dem Original nie gerecht werden: sie ist entweder schlechter oder besser.

Die bestmögliche ist immer noch die, die nicht stattfindet.

Da wird jeder, der, sagen wir mal, zweihundert Sprachen beherrscht, gerne zustimmen.

Wir anderen bleiben weiterhin auf die Übersetzungen angewiesen, die entweder schlechter oder besser sind.

Also: aufpassen!

Dienstag, 7. Juni 2011

Samstag, 4. Juni 2011

Verlage

Sie sind die tragende Säule der Literatur.

Interessanterweise (auch logischerweise) würde die Literatur zwar nicht verschwinden, gäbe es keine Verlage, doch würde sie ihres Gleichgewichtes beraubt. Sie wäre ein Knochen ohne Mark, ein Taumel im Sturm der Zeiten.

Verlage stellen gewissermaßen das Dach zur Verfügung, unter welchem Schreiber und Werk Zuflucht finden können.

Und da, man mag sich drehen und wenden wie man will, am Horizont immer wieder dunkle Wolken heraufziehen, ist das ein beruhigendes Gefühl – für alle Beteiligten.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Es ist nun mal so

Für große Literatur kommt vorneweg nur der in Frage, welcher Leid empfinden kann.

Vollbringen kann sie nur der, welcher bereits Leid nicht nur erlebt, sondern gelebt hat.

Sonntag, 29. Mai 2011

Es geht nicht um Anerkennung, sondern es geht um Anerkennung

Das ist doch sonnenklar, oder etwa nicht?

Noch nicht so richtig?

Ich drücke mich deutlicher aus: es geht um Anerkennung des Werkes, nicht des Schreibers.

Klarer?

Bringen wir es auf den Punkt: mir liegt nichts daran, als Schreiber oder Person Anerkennung zu erfahren, Gott behüte! – Aber meinem „Kind“ wünsche ich sie schon.

Sehen Sie, so einfach war das: oh, wie geht es doch um Anerkennung, aber eigentlich auch wieder nicht.

Schön.

Jetzt müsste aber alles sonnenklar sein, oder immer noch nicht?

Donnerstag, 26. Mai 2011

Es steht weiß auf weiß geschrieben, dass

Sie meinen: schwarz auf weiß?! Haben sich versprochen, kann ja mal passieren.

Nein, nein, ich meine es so, wie ich es gesagt habe.

Aber das ist ja Blödsinn! Weiß auf weiß! Da kann man ja nichts erkennen.

Gut. Lassen Sie es mich dann anders sagen: Es steht schwarz auf schwarz geschrieben, dass

Jetzt hören Sie aber auf! Wollen Sie mich verar…?!

Aber nein. Wie kommen Sie denn darauf? Ich sagte doch nur, dass …

Ja, ja, kommen Sie mir nur nicht so! Verar… kann ich mich selber. Was soll der ganze Schwachsinn? Und überhaupt! Was soll denn da geschrieben stehen? Sch… drauf, ob weiß auf weiß oder rosa auf kotzgrün. Also, was ist? Erst das Maul aufreißen und dann kneifen?! Ich höre!

So hören Sie denn. Es steht weiß auf weiß geschrieben, dass

Montag, 23. Mai 2011

Blablabla, Hoppsassa und Tralala

Das tut weh, oh, wie tut das weh!

Aber es hilft nichts. Da muss man durch. So viele Bücher (sind’s die meisten?) sind nach diesem Schema aufgebaut.

Wer das nicht verkraften kann, wer das nicht auf die Reihe bekommt, sollte mit dem Schreiben gar nicht erst anfangen. Oder sollte er es schon getan haben, schleunigst damit aufhören. Insofern ihm am Schreiben etwas gelegen ist; am Schreiben, das WIR unter Literatur verstehen wollen.

Mit dieser „Konkurrenz“ hat/hätte er es nämlich zu tun.

Er sollte es wissen.

Er muss es wissen.

Freitag, 20. Mai 2011

Das letzte Buch wird nie geschrieben

Ja, es wird nicht einmal angefangen.

Man stirbt nämlich vorher.

Und alle Gedanken und Überlegungen, die sich auf das letzte Buch bezogen, nimmt man mit ins Grab, unwissentlich, dass man sie hatte.

Nicht selten handelt es sich dabei (Duplizität der Nicht-Ereignisse!) um das erste – Buch.

Dienstag, 17. Mai 2011

Lassen Sie sich mal nicht durch große Namen einschüchtern

Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Man ist für jeden Tipp dankbar, klar. Aber nicht jeder Tipp taugt etwas! Also muss man zwangsläufig differenzieren, besser früher als später.

Da gehört so Mancher und Manches zum literarischen Kanon, der/das da nicht hingehört. – Frevel? – Mag sein. Und?

Oder wissen SIE schon heute, wie zum Beispiel in hundert Jahren die top ten der Literatur aussehen wird? Und wer die, wie auch immer geartete, dann zugrunde liegende Rangliste aufgestellt haben wird?

Und kümmern Sie sich überhaupt mal am wenigsten um die so genannten (und selbst ernannten) Kritiker. Die richten sich auch in erster Linie (und unbewusst) nach dem, was ihnen persönlich am besten gefällt. Sind halt auch nur Menschen.

Belassen wir es dabei: Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Samstag, 14. Mai 2011

Ach, wenn man Sand doch trinken könnte

Ein langer Weg ist es und eng ist er und steinig. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre: barfuß hat man ihn zu gehen.

Und dann kommt man am Ziel an und da steht schon einer, man hört ihn schon von weitem, und labern tut er: wie schlau er doch sei, er habe eine Abkürzung gewusst (die triviale nämlich), und wie reich er doch geworden sei (an Vermögen, nicht an Geist), und wie stolz er doch wäre (auf sein Bankkonto, nicht auf seine Schriften).

Und man selber erkennt schlagartig, dass man ja noch gar nicht am Ziel angekommen ist, dass man noch viel weiter wandern muss, in eine Wüste hinein, in deren Mitte, um dort zu bleiben. – Wenn doch nur der verfluchte Durst nicht wäre …

Mittwoch, 11. Mai 2011

,lesen andersrum man muss Texte Manche

um sie zu begreifen. Es handelt sich bei diesen nicht um die schlechteste Literatur. Sie machen es einem nicht einfach und eben gerade darin liegt ihr Reiz. Denn sie legen zwar Wert auf die Oberfläche, aber nicht den entscheidenden. Sie wollen sich des Lesers bemächtigen, einem unentrinnbaren Strudel gleich. Oh, möge dieser doch alles verschlingen, was in seine Nähe kommt!

Ein Rat (wenn ich mir solchen erlauben darf): seien Sie nicht wasserscheu!

Ich kenne ja nicht Ihre Lesegewohnheiten. Aber nur für den Fall, dass sich diese zu stark ausgeprägt haben sollten: versuchen Sie mal etwas anderes, denn: ? haben verlieren zu schon Sie sollten was

Donnerstag, 5. Mai 2011

Ein Dichter hat keinen Wert

Hat man mich verstanden?

Soll ich es wiederholen?

Gerne. Ein Dichter hat keinen Wert.

Kommen Sie, seien Sie nicht so, versöhnen wir uns, lassen Sie uns gemeinsam ausrufen:

Ein Dichter muss Werte schaffen!

Montag, 2. Mai 2011

Lieber Hans!

Wenn es auch Schwachsinn ist, sich mit Toten zu unterhalten (denn was sollten sich Tote und Lebende schon zu sagen haben – und selbst, wenn es so wäre, es sich doch lediglich um einen Monolog handeln würde, und immer einen des Lebenden, zumindest, solange es sich um gesprochene Sprache dreht), so braucht mich doch eine solche Banalität nicht davon abzuhalten, es zu tun.

Was hältst du also nun davon, dass sich einer anmaßt, sein Pseudonym indirekt mit deinem Namen in Verbindung zu bringen? Hättest du es dir vielleicht zu Lebzeiten verbeten? Oder hätte es dich vielmehr erfreut? Oder eher doch beleidigt? Oder sonst noch was? – Na, wie steht’s? – Du schweigst. Recht hast du! Es juckt dich nicht mehr, du bist ja tot.

Mhm … was fange ich nun damit an? Jedenfalls darf ich dir keine Schande bereiten, das ist mir sonnenklar. Meine Literatur darf dir nicht zum Nachteil geraten, durch meinen Namen darf deiner nicht beschmutzt werden. – Es handelt sich natürlich um eine Selbstverpflichtung meinerseits. Wer sonst sollte sich darum scheren, wen sonst sollte es interessieren!

Also, Hans, unter uns: Hand drauf!

Freitag, 29. April 2011

Warum schreiben Sie?

Das wurde ich gefragt.

Und ich antwortete mit einer Gegenfrage: Warum lebe ich?

Damit war für mich die ganze Sache eigentlich schon abgehakt, aber ich registrierte doch immerhin noch das verdutzte Gesicht des Fragenden. Ich nickte, sah ihm in die Augen und fragte nun meinerseits:

Haben Sie schon mal den Namen Rudolf Ditzen gehört?

Rudolf Dittsen? Nein, ich wüsste nicht.

Und Hans Fallada?

Hans Fallada? Ja, ich glaube schon.

Gut. Der Fallada, der hat nämlich mal in einem Brief geschrieben: Ganz abgesehen, dass mir Schreiben Lebenssache ist, etwas wie Atmen, ganz abgesehen davon also, glaube ich ein bisschen daran, dass es hilft, ein ganz klein wenig hilft, wenn man den Menschen sagt: seid anständig zu einander.

Ach so, und deswegen schreiben Sie also auch?! Ich verstehe. Aber was hat es denn mit dem Namen, wie sagten Sie doch gleich, Dittsen auf sich?

Ja, Ditzen. So hieß der Fallada mit bürgerlichem Namen. Rudolf Ditzen. D I T Z E N.

Ach so, Ditzen. – Moment mal. Ditzen? Und wie heißen Sie noch? – Ja! Rudolf Nedzit. – Ach, du lieber Gott! Ein Anagramm also! Das ist ja interessant! – Sie heißen also gar nicht Nedzit! Ich meine: mit richtigem Namen!

Stimmt. Und das mit dem Anagramm finden Sie also interessant?

Ja, aber natürlich! Jetzt wird mir auch einiges klar.

Was denn?

Ja, dass der Ihr großes Vorbild ist, der Ditzen, oder besser gesagt der Fallada. Und Sie …

Ich fiel ihm ins Wort.

Er ist nicht mein Vorbild. Er steht so hoch über mir, dass ich ihn nicht erreichen kann oder könnte, niemals.

Ja, aber … ? – Und wie muss ich das verstehen?

Es muss nicht verstanden werden, ich kann Sie beruhigen. Es genügt vollkommen, die Aussage als solche stehen zu lassen.

Jetzt verstehe ich aber wirklich nichts mehr.

Nun, dann stehen wir wieder so ziemlich am Anfang. Denn die Frage „Warum schreiben Sie?“ stellt sich für einen Schreiber nicht. Er muss es einfach tun.

Dienstag, 26. April 2011

Ganz klar

Der eigene Anspruch überwiegt alle anderen, einzeln genommen, summarisch. Mögen aus allen Richtungen alle erdenklichen Pfeile geflogen kommen: des Hasses, der Liebe, der Gleichgültigkeit, was auch immer: sie können ihr Ziel nicht treffen – denn man selbst steht außerhalb der Reichweite.

Ein Pfeil muss im Köcher bleiben, vorerst: der eigene, der vergiftete, der nicht von Anderen abgeschossene: derjenige, der nur durch den Bogen befördert werden kann, welcher stark genug dazu ist – dann, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Samstag, 23. April 2011

Der Quatsch von der Unsterblichkeit

Er ist unsterblich!

Quatsch, der ist schon seit langem tot!

Ja, aber seine Werke sind doch unsterblich!

Ja, Herrgott, aber dann sagt das auch so!

- - -

Ihr tut dem Mann mit der Unsterblichkeitshymne keinen Gefallen mehr, seht das doch ein und lasst ihn in Frieden ruhen. Bestenfalls gefiele es vielleicht noch im Nachhinein den Würmern, die sich an ihm gelabt haben mögen – als nachträgliche Anerkennung, dass sie den erlesenen Schmaus nicht verschmähten; aber auch die sind ja schon seit langem nicht mehr da, wahrscheinlich wurden sie von Würmern gefressen; im Übrigen würde denen aber auch nichts daran gelegen haben, vermute ich mal.

Mittwoch, 20. April 2011

Ich bin käuflich

Warum sollte man das verschweigen. Es lässt sich in aller Ruhe darüber reden, meinetwegen diskutieren. Warum denn nicht.

Es mag sein, dass es Schlimmeres gibt, wie gesagt, es mag sein. Tut ohnehin nichts zur Sache. Und warum sollte es auch.

Ich bin aber auch hartnäckig, unnachgiebig, unversöhnlich. Was nämlich meine Literatur angeht. Spielt dann keine Rolle, ob ich sie lese oder schreibe. Da bin ich hart wie Granit.

Ich beharre also auf meinem Januskopf. Suchen Sie sich halt die Seite aus, die Ihnen besser gefällt, meinen Segen haben Sie.

Sonntag, 17. April 2011

Provokation

Was denken Sie? Gibt es mehr Genies oder mehr Doofe? (Wir wollen es mal, zum Zwecke der Demonstration, an diesen Extremen festmachen.)

Und was glauben Sie nun? Welche „“Literatur““ (trauen Sie Ihren Augen: doppelte Anführungszeichen) verkauft sich, summa summarum, am besten? Die von und/oder für Genies oder die von und/oder für Doofe? Welche wird am meisten gedruckt, abgesetzt und, was das Schlimmste ist, gelesen?

Ich erwarte auf eine rhetorische Frage natürlich keine Antwort.

Doch gibt es einen Trost, mehr noch: eine Gewissheit. In Zeiten der geistigen Verflachung (also auch in der heutigen) nimmt zwar die Anzahl der Nicht-Geistigen zu, aber umso mehr erfährt die Anzahl der verbleibenden Geistigen (denn sie werden bleiben!) dadurch Rechtfertigung, gewissermaßen Segnung. Ein Zahlenbeispiel: nehmen wir zunächst an, dass auf eine Million Nicht-Geistige ein Geistiger kommt. Und dann nehmen wir an, dass auf zwei Millionen Nicht-Geistige ein Geistiger kommt. – O, welche Steigerung, welch immenser Aufschwung des Geistes! Er hat sich schlagartig durch seine rechnerische Halbierung verdoppelt, von der Wirkung, Auswirkung her betrachtet; aber das versteht sich ja von selbst.

Donnerstag, 14. April 2011

ohne punkt und komma

müsste man schreiben um wenigstens einen teil seiner gedanken beisammenhalten zu können das meiste geht ohnehin flöten aber so wäre es wenigstens ein versuch denn man kann sich so sehr bemühen wie man will man hinkt doch immer hinterher und registriert dass man in verzug ist man will doch alles auf den punkt bringen und jedes komma stört dabei hält einen auf und gedanklich ist man schon auf seite drei und ist nicht einmal mit der ersten fertig großer gott und man gerät immer mehr in rückstand und fängt auch schon an zu vergessen was man vor zwei sekunden noch wusste und lange kanns eigentlich nicht mehr hin sein dass man unsinn redet und doch nicht aufhören kann weil man nicht sicher ist ob man überhaupt schon angefangen hat und noch kein ende absieht aber ist man könnte ja sein vielleicht doch schon die frage sei erlaubt weiter vorgedrungen als was wie nun erlaubt ist fragezeichen ende keine ahnung wars das oder muss noch

Montag, 11. April 2011

Nichts hat Bedeutung

Dessen muss sich der Schreiber bewusst sein und zwar in dem Moment, in welchem er schreibt.

Und gerade deswegen muss er Herz und Seele in das Geschriebene hineinlegen – als hätte es alle Bedeutung der Welt. Denn warum sollte er sich ansonsten der Welt anbiedern?

Ja, gut – aus Ruhmsucht, aus Eigenliebe, aus Größenwahn und aus noch tausend anderen Gründen. Also aus Nichtigkeiten heraus.

Nein, nein, das lassen wir alles nicht gelten.

Er muss meinen, dass das von ihm Geschriebene alle Bedeutung der Welt hätte, wissend, dass nichts Bedeutung hat, haben kann, denn über alles streicht die Zeit hinweg, achselzuckend.

Also: er muss schreiben, weil er ein Schreiber ist. Vielleicht ein armseliger? Sei’s drum. Hauptsache, er hat überhaupt (und zeigt!) Seele.

Freitag, 8. April 2011

Ja

„Meine Antwort auf den Ozean aus Oberflächlichkeit ist ein Rinnsal aus ewigem Bemüh’n.“

Thomas Christen

Dienstag, 5. April 2011

Billig

Der Preis, den man für die eigene Literatur zu bezahlen hat, ist kaum der Rede wert: er ist das eigene Leben.

Man könnte in Verlegenheit geraten, sich ob kaum nennenswerten Rechnungsbetrages so einfach aus der Affäre ziehen zu dürfen. Schließlich hatte man geschlemmt, den besten Wein sich kredenzen lassen, auch ein fürstliches Trinkgeld eingeplant – und dann sieht man unterm Strich diese lächerlich kleine Summe.

Sie muss entrichtet werden, man ist kein Zechpreller. Und doch kann man sich ein bescheidenes, weises Schmunzeln nicht verkneifen. Man hat noch Geld übrig. Was soll man nun damit anfangen?

Es ließe sich wohl vererben. Gibt es Erben? Es ließe sich wohl verschenken. Gibt es Bedürftige? Es ließe sich wohl aus dem Fenster werfen. Gibt es ein solches?

Samstag, 2. April 2011

Geh’ mir voraus und folge mir!

Das rufe ich meinem Kind zu und stürze es in Verwirrung.

Wie aber (antwortet es fragend), wie nur, Vater, soll ich das bewerkstelligen?!

Das ist nun tatsächlich die Frage – und gleichzeitig schon die Antwort darauf.

Und so wollen wir denn die Wantlek-Sequenz zum Abschluss bringen. Es gibt noch so viel anderes zu bereden.

Mittwoch, 30. März 2011

Dritter Auszug (Fiktion)

Vielleicht! Vielleicht wäre es der Menschheit insgesamt besser ergangen, hätte die Evolution dafür gesorgt, dass mehr Zwillinge geboren werden. Müßig darüber nachzudenken, jawohl, aber da wir uns diese Muße erlauben, wollen wir es doch tun. Ist der Mensch, gottvergessenes Geschöpf in einem mystischen Gebilde von Zeit und Raum, denn nicht sein Leben lang einsam, inmitten einer unüberschaubaren, nicht zu ermessenden Schar von Artgenossen? Stünde ihm nicht gut zu Gesicht, wenigstens in den paar Monaten, die er im Mutterleib verbringt, einen bei sich zu haben, einen außer seiner Mutter, die er noch nicht kennt, von der er noch nicht wissen kann, ob sie ihn liebt, lieben wird? Raus muss er, wenn seine Zeit gekommen ist, lebendig oder tot, der Natur ist das einerlei, das eine Exemplar macht ihr kein Kopfweh, die allermeisten überleben die Geburt, der Fortbestand ist gesichert, was immer das auch bedeutet. Und was mag dort draußen auf das Menschenbündel noch alles zukommen? Auch das weiß es nicht, kann es nicht wissen. Wäre es also nicht besser, jemanden bei sich zu haben, der diesen ersten Gang mitgeht? Vielleicht! Doch das ist selten der Fall.

Erster Gedanke

Eine Fiktion?

      Ist das nun ein Vor- oder Nachteil? Oder keines von beiden, also irgendwas dazwischen? Entscheidend ist für die Beantwortung dieser Frage aber auch und insbesondere, wer sich diese stellt. Des einen Vorteil ist doch, geben wir unumwunden zu, dass es zumindest denkbar ist, des anderen Nachteil, oder nicht? Was könnte aber überhaupt zwischen Vorteil und Nachteil liegen? Der Zufall? Etwas nichts Bedeutendes? Oder etwas gerade alles Bedeutende?

      Schwierig, ja, nicht einfach zu beantworten.

      Nehme ich die Philosophie zu Hilfe, zumindest schadet sie nicht. Definieren wir diese als Liebe zur Weisheit und stelle ich also in Rechnung, dass alles, in seiner Gänze oder in seinen Teilen, was ich in der Folge annehme, unrichtig ist, ja, unmöglich, und dass es mir trotzdem zu richtigen Erkenntnissen verhelfen kann, dann würde aus dieser Fiktion eine sinnvolle, nützliche Aufgabe, dann sollte es sich doch lohnen, den Bleistift zu spitzen und ihn übers Papier tanzen zu lassen. Zu welcher Melodie wird sich dann noch zeigen. (Bleistift und Papier gibt’s schon lange nicht mehr, aber ich bin altmodisch und so bespreche ich meinen alten, verstaubten, ans Tageslicht gezerrten Computer und bilde es mir halt ein.)

     Die Informationen, die dem Gedankenspiel zugrunde liegen, sind alt, sehr alt und mir durch Zufall in die Hände geraten. Zufall? Schon wieder dieses Wort. Kein schlechtes Omen.

      Also abgemacht: eine Fiktion!

Zweiter Gedanke und Einführung in eine Sage

      Früher, vor langer, langer Zeit, als es Märchen gab, die mit „Es war einmal“ begannen und mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch glücklich und zufrieden“ endeten, da hatten die Menschen etwas, was den heutigen doch gänzlich abgeht: Glaube und Hoffnung an und auf eine bessere Zukunft.

      Wir tun uns schwer damit, das nachzuvollziehen. Leider wissen wir, so hat man es uns gelehrt, dass wir am Ende einer Entwicklung stehen, die uns nicht mehr zu bieten hat als den Rest der Zeit, die sie noch braucht, um an ihr Ende zu gelangen. Danach kommt nichts mehr.

      Diese Aussichtslosigkeit tragen wir in uns mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie wir uns einen dicken Mantel anziehen, der uns vor Kälte schützen soll. Sie ist unsere zweite Haut geworden und nur die erste vermag der Mantel zu wärmen, diese zweite aber bleibt immer kalt. Es ist nun mal nicht ohne Aussicht zu leben! Welchen Zweck hat der heute gelebte Tag, wenn durch ihn der auf ihn folgende nicht im Geringsten tangiert wird?

      Man hat uns die Seele abgesprochen! Der Mensch als reines Funktionsschema etabliert, einer Maschine gleich, nein, weniger, eine Maschine wird gewartet, repariert, um ihn aber kümmert sich niemand. Was ist, wenn er nicht mehr funktioniert? Er wird abgesondert, ausgemustert, fliegt auf den Schrott. Gut, er hat die Freiheit erlangt, niemand schreibt ihm mehr vor, was zu tun, was zu unterlassen ist, es gibt keine Gesetze mehr. Aber ist er deswegen glücklich oder, wenn schon nicht glücklich, so doch wenigstens zufriedener? Hat man ihn, indem man ihn sich selbst überlassen hat, nicht seinem Schicksal preisgegeben, dem Schicksal, dass nichts mehr vor ihm liegt?

      Oh, es gab eine Zeit, da die Menschen an die Seele glaubten, versuchten, sich ihrer zu bemächtigen, sie zu analysieren, sie zu verstehen! Diese Urahnen wussten noch, was Leben ausmacht! Glücklich? Nein, wahrscheinlich nicht, auch sie waren wohl nicht glücklich, denn es waren doch auch nur Menschen. Aber vielleicht waren sie doch glücklicher, als wir es heutzutage sind. Denn vor ihnen lag noch so viel, ihr Weg wurde noch durch ihre Unwissenheit, ihre Dummheit, ihr Versagen verbaut, sie hatten noch so viele Steine wegzuräumen, sie hatten noch eine Aufgabe. Wenn sie abends ins Bett gingen, dachten sie wohl: Ja, morgen, weiter, einen Meter mehr.

      Und wir? Die keine Steine mehr zu bewegen haben, deren Weg frei ist, glatt, anspruchslos, aussichtslos?

      Wir werden den Weg zu Ende gehen. Wenn wir doch nur wüssten, warum!