Montag, 17. Januar 2011

Wer ist Rudolf Nedzit? - Und wer ist Wantlek?

Man kennt mich! – Nein? – Ich bleibe dabei: man kennt mich!

Wer den Wantlek gelesen hat, kennt mich. Mehr noch: er kennt mich besser, als ich mich selber kenne. Und wie leicht ist dieses anscheinende Rätsel zu lösen: denn das Selbstbild des Autors vermischt sich unterschwellig mit dem Fremdbild des Lesers und aus dieser „Seelenwanderung“ erwächst ein neues Geschöpf, ein ideelles, das gewissermaßen die Haut des Autors verlässt, um ein eigenständiges Leben zu führen. Und wie sensibel, wie empfänglich ist doch die Haut des Lesers!

Wir wollen das neue Geschöpf Dichter nennen. Der Dichter wiederum blickt mit Strenge und Güte auf sein geistiges Kind, das Werk – und entlässt es in die große, weite Welt hinaus, mit einer Träne im Auge und allen guten Wünschen. Begleiten kann er es nicht!

Und warum sollte er das auch tun, ja, warum überhaupt wollen? – Nein! – Er muss es alleine lassen, es muss seinen Weg alleine finden, zwar im zärtlichen Gedenken ans Vaterhaus, doch losgelöst von diesem, es muss auf eigenen Beinen stehen.

Leicht zu verstehen, nicht wahr? Denn ansonsten bliebe es doch wohl besser von Anfang an im trauten Heim hinterm warmen Ofen sitzen, verlöre es angesichts einer fehlenden führenden Hand sein Gleichgewicht, verzagte es bereits beim ersten Windhauch eines sich ankündigenden Sturmes.

Literatur muss aus sich heraus bestehen!

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