Mittwoch, 30. März 2011

Dritter Auszug (Fiktion)

Vielleicht! Vielleicht wäre es der Menschheit insgesamt besser ergangen, hätte die Evolution dafür gesorgt, dass mehr Zwillinge geboren werden. Müßig darüber nachzudenken, jawohl, aber da wir uns diese Muße erlauben, wollen wir es doch tun. Ist der Mensch, gottvergessenes Geschöpf in einem mystischen Gebilde von Zeit und Raum, denn nicht sein Leben lang einsam, inmitten einer unüberschaubaren, nicht zu ermessenden Schar von Artgenossen? Stünde ihm nicht gut zu Gesicht, wenigstens in den paar Monaten, die er im Mutterleib verbringt, einen bei sich zu haben, einen außer seiner Mutter, die er noch nicht kennt, von der er noch nicht wissen kann, ob sie ihn liebt, lieben wird? Raus muss er, wenn seine Zeit gekommen ist, lebendig oder tot, der Natur ist das einerlei, das eine Exemplar macht ihr kein Kopfweh, die allermeisten überleben die Geburt, der Fortbestand ist gesichert, was immer das auch bedeutet. Und was mag dort draußen auf das Menschenbündel noch alles zukommen? Auch das weiß es nicht, kann es nicht wissen. Wäre es also nicht besser, jemanden bei sich zu haben, der diesen ersten Gang mitgeht? Vielleicht! Doch das ist selten der Fall.

Erster Gedanke

Eine Fiktion?

      Ist das nun ein Vor- oder Nachteil? Oder keines von beiden, also irgendwas dazwischen? Entscheidend ist für die Beantwortung dieser Frage aber auch und insbesondere, wer sich diese stellt. Des einen Vorteil ist doch, geben wir unumwunden zu, dass es zumindest denkbar ist, des anderen Nachteil, oder nicht? Was könnte aber überhaupt zwischen Vorteil und Nachteil liegen? Der Zufall? Etwas nichts Bedeutendes? Oder etwas gerade alles Bedeutende?

      Schwierig, ja, nicht einfach zu beantworten.

      Nehme ich die Philosophie zu Hilfe, zumindest schadet sie nicht. Definieren wir diese als Liebe zur Weisheit und stelle ich also in Rechnung, dass alles, in seiner Gänze oder in seinen Teilen, was ich in der Folge annehme, unrichtig ist, ja, unmöglich, und dass es mir trotzdem zu richtigen Erkenntnissen verhelfen kann, dann würde aus dieser Fiktion eine sinnvolle, nützliche Aufgabe, dann sollte es sich doch lohnen, den Bleistift zu spitzen und ihn übers Papier tanzen zu lassen. Zu welcher Melodie wird sich dann noch zeigen. (Bleistift und Papier gibt’s schon lange nicht mehr, aber ich bin altmodisch und so bespreche ich meinen alten, verstaubten, ans Tageslicht gezerrten Computer und bilde es mir halt ein.)

     Die Informationen, die dem Gedankenspiel zugrunde liegen, sind alt, sehr alt und mir durch Zufall in die Hände geraten. Zufall? Schon wieder dieses Wort. Kein schlechtes Omen.

      Also abgemacht: eine Fiktion!

Zweiter Gedanke und Einführung in eine Sage

      Früher, vor langer, langer Zeit, als es Märchen gab, die mit „Es war einmal“ begannen und mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch glücklich und zufrieden“ endeten, da hatten die Menschen etwas, was den heutigen doch gänzlich abgeht: Glaube und Hoffnung an und auf eine bessere Zukunft.

      Wir tun uns schwer damit, das nachzuvollziehen. Leider wissen wir, so hat man es uns gelehrt, dass wir am Ende einer Entwicklung stehen, die uns nicht mehr zu bieten hat als den Rest der Zeit, die sie noch braucht, um an ihr Ende zu gelangen. Danach kommt nichts mehr.

      Diese Aussichtslosigkeit tragen wir in uns mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie wir uns einen dicken Mantel anziehen, der uns vor Kälte schützen soll. Sie ist unsere zweite Haut geworden und nur die erste vermag der Mantel zu wärmen, diese zweite aber bleibt immer kalt. Es ist nun mal nicht ohne Aussicht zu leben! Welchen Zweck hat der heute gelebte Tag, wenn durch ihn der auf ihn folgende nicht im Geringsten tangiert wird?

      Man hat uns die Seele abgesprochen! Der Mensch als reines Funktionsschema etabliert, einer Maschine gleich, nein, weniger, eine Maschine wird gewartet, repariert, um ihn aber kümmert sich niemand. Was ist, wenn er nicht mehr funktioniert? Er wird abgesondert, ausgemustert, fliegt auf den Schrott. Gut, er hat die Freiheit erlangt, niemand schreibt ihm mehr vor, was zu tun, was zu unterlassen ist, es gibt keine Gesetze mehr. Aber ist er deswegen glücklich oder, wenn schon nicht glücklich, so doch wenigstens zufriedener? Hat man ihn, indem man ihn sich selbst überlassen hat, nicht seinem Schicksal preisgegeben, dem Schicksal, dass nichts mehr vor ihm liegt?

      Oh, es gab eine Zeit, da die Menschen an die Seele glaubten, versuchten, sich ihrer zu bemächtigen, sie zu analysieren, sie zu verstehen! Diese Urahnen wussten noch, was Leben ausmacht! Glücklich? Nein, wahrscheinlich nicht, auch sie waren wohl nicht glücklich, denn es waren doch auch nur Menschen. Aber vielleicht waren sie doch glücklicher, als wir es heutzutage sind. Denn vor ihnen lag noch so viel, ihr Weg wurde noch durch ihre Unwissenheit, ihre Dummheit, ihr Versagen verbaut, sie hatten noch so viele Steine wegzuräumen, sie hatten noch eine Aufgabe. Wenn sie abends ins Bett gingen, dachten sie wohl: Ja, morgen, weiter, einen Meter mehr.

      Und wir? Die keine Steine mehr zu bewegen haben, deren Weg frei ist, glatt, anspruchslos, aussichtslos?

      Wir werden den Weg zu Ende gehen. Wenn wir doch nur wüssten, warum!

Sonntag, 27. März 2011

Zweiter Auszug (Novelle)

Erzählen muss ich, könnt’ ich schweigen? Herz und Zunge laufen über. Müsst’ ich schweigen, wär’s mein Tod. Und wer sollte mir schon den Mund verbieten? Bin ich Rechenschaft schuldig? Und wenn ja, wem? Und warum überhaupt? – Da sei von Anfang an ein Strich gezogen zwischen Schreiber und Leser. Hätt’ ich Rücksichten zu nehmen, ließe ich die Notizen wohl besser in meiner Feder stecken. So aber sollen meine Gedanken aus meinem Hirn herausquellen, es wird ihnen darin zu enge, sie wollen auf Wanderschaft gehen. Und nur der soll sich zu ihnen gesellen, dem es vor einem steinigen Wege nicht graut.

    Meine Wanderschaft habe ich hinter mir, nun also steht die meiner Gedanken an. Wen es gelüstet, der widme sich folgendem Bericht und ziehe hernach daraus seine Schlüsse – für sich oder die Welt, was tut’s! Es bleibt sich gleich.

    Eine Wanderschaft muss sich nicht unbedingt durch einen großen Radius oder viele angelaufene Punkte auszeichnen. Durchaus kann es genügen, dass sie gewissermaßen von A nach B verläuft und dann wieder von B nach A. Auch der zeitliche Faktor kann belanglos sein, es kommt durchaus nicht auf eine lange Zeitspanne an. Letztendlich ist allein maßgeblich, was durch sie bewirkt wurde.

    Die Reisevorbereitungen waren also zu treffen, und das eiligst. Wollte ich meinen Besuch abstatten – und wie gerne wollte ich das! –, durfte ich nicht zögerlich sein, nicht alles an Unwägbarkeiten bedenken, was denkbar sein mochte, sondern ich musste mit Zuversicht an die Sache herangehen. Der Zeitrahmen war eng gesteckt, Gesslov nur von dann bis dann anzutreffen, ansonsten wieder für längere Zeit meinem Zugriff entzogen. Diese Chance durfte ich mir nicht entgehen lassen. Nie und nimmer hatte ich an eine solche geglaubt, in den vergangenen zehn Jahren mir jeglichen Gedanken daran untersagt, versucht, mich damit abzufinden, dass Wantlek mit seinem Abschied von mir zwar für mich verloren sei, sein Glück jedoch gefunden haben mochte – und war das nicht genug? Nun aber sollte ich Gelegenheit bekommen, an jene vergangenen Tage anknüpfen zu können. Ja! Ich durfte keinesfalls zögern.

    Die Führung des Geschäftes würde sich für die Zeit meiner Abwesenheit in den Händen eines Untergebenen befinden, eines integeren Mannes, der seit Jahren in meinen Diensten stand und auch das Zeug dazu hatte, eine solche Aufgabe zu bewältigen; Instruktionen wurden erteilt, diesbezüglich brauchte ich mir also keine Sorgen zu machen. Nicht ganz zu unterdrückende Bedenken hatte ich eher im Hinblick darauf, dass eine Reise, auch wenn ihr geografisches Ziel bekannt ist, durchaus böse Überraschungen mit sich bringen kann, die naturgemäß nicht zu beeinflussen sind. Doch durfte ich nicht überängstlich sein. Wie viel Mut musste erst Wantlek aufgebracht haben, als er seine Reise antrat, deren Ziel er gar nicht kannte! Von mir wurde wesentlich weniger verlangt. Und doch weiß ich noch genau, wie ich dachte: So tue ich es meinem Freunde Wilhelm gleich und gehe auf ungewisse Fahrt.

    Erleichtert, zumindest doch nicht erschwert, wurde mein Vorhaben durch den Umstand, dass ich keinen persönlichen Bindungen unterlag. Keine Frau konnte mich als Mann, kein Kind mich als Vater titulieren, meine Eltern tot, meine Schwester, gut situiert, mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Auf wen sollte ich also Rücksicht nehmen? Auch wenn ich nicht zurückkehren würde, dem Wahnsinn verfiele oder gar stürbe; wen würde es interessieren, wer wäre deswegen traurig? Wohl meine Schwester, ja, weil mit mir der Einzige verloren wäre, der außer ihr noch das Blut der Eltern in sich trug. Doch wäre der älter gewesen, hätte näher am Grabe gestanden, hätte ihr also keinen Vortritt beim letzten Gang gelassen. Natur alles Lebendigen. Mein Untergebener vielleicht, weil er seinen Herrn verlöre? Eher wahrscheinlich, dass er das Geschäft selbst weiterführe, Gott sei dem Alten gnädig, täglich ein Gebet für ihn, doch nun geht die Arbeit vor. – Wie schnell wird doch ein Mensch vergessen!

    Schluss damit. Den Überlegungen hatten Taten zu folgen. Die Kutschfahrt wollte arrangiert, das Allernötigste verpackt sein. Der Schwester einen kurzen Brief, ich melde mich bei Rückkehr wieder, Geschäftsreise. Vier Tage auf die Abfahrt warten; Zeit genug, um vor meinem geistigen Auge, gewissermaßen zur Einstimmung auf die Reise, Erinnerungen aus den letzten Wochen, Monaten, jawohl, den letzten zehn vergangenen Jahren ablaufen zu lassen, der Zeit, die ich mittlerweile ohne Wilhelm verlebt hatte – aber wie denn nur? So rasend schnell schien die Zeit verflogen zu sein. Denn zehn Jahre war es nun schon her, dass ich seinen Abschiedsbrief erhalten hatte. So traurig mich dieser auch damals stimmte, es überwog doch die Freude darüber, die Vermutung, die Hoffnung, dass mein Freund den für ihn bestimmten Weg gefunden habe, zusammen mit seiner Tine, denn jeder Weg ist kürzer und leichter, wenn ihn eine liebe Seele mitgeht. Und sieben Monate nach Erhalt dieses Briefes wurde mir das damals sogar bestätigt – durch ihn selbst! Vermittels eines neuerlichen Briefes, den ich völlig unerwartet von ihm erhielt. Ich rücke dessen Inhalt an dieser Stelle ein, er ist es wert, gelesen zu werden; auch handelt es sich in gewissem Sinne um eine Dokumentation, denn es folgte dann kein weiterer Brief mehr, kein einziger in all den Jahren, wer weiß, warum. Seitdem hüte ich das Schriftstück wie meinen Augapfel, trage es am und im Herzen mit mir herum, wohlbehütet in meiner Brieftasche, damit es mein Blut pulsieren hören kann.

Donnerstag, 24. März 2011

Erster Auszug (Briefroman)

Mein Freund! Was ist das Leben? Wie leicht sich diese Frage stellt ... Ich versprach dir Nachricht zu geben, wenn ich hier sei. Und da es nun so ist, will ich mein Versprechen auch halten. Mein Kopf ist frei, doch nicht mehr fern sind die Stunden der Bewährung. Diese Vorahnung beschleicht mich mit unsicheren Gefühlen. Das sind tatsächlich zweierlei Ding: Planung und Ausführung. Wer weiß, ob ich den Anforderungen gewachsen sein werde, die Herausforderungen annehmen kann. – Ja, ja ... du hattest mir mehrmals von meinem Unterfangen abgeraten, in aller Freundschaft, doch mit Nachdruck. Aber der Mensch ist Mensch – und wer könnte ihm seine Natur absprechen? So nimm denn Anteil an meinem künftigen Schicksale, wie es auch immer geraten möge. Gönne dir in mancher Stunde einen flüchtigen Gedanken an mich und wünsche mir Glück. Du weißt, unter welchem Himmel ich mich momentan bewege.

    Ich wurde sehr freundlich empfangen, mein bescheidenes Gepäck aufgenommen, der Kutscher zum Nebenhaus geleitet, die Pferde versorgt. Das Haupthaus, schemenhaft erkennbar, stand mir zu Diensten. Ein Mann und eine Frau, Bediente ausweislich ihrer Kleidung, versicherten mich aller Bequemlichkeiten, ich solle nur nach ihnen verlangen. Die Anreise war beschwerlich gewesen (wenngleich durch Landschaften führend, die ebenso herrlich wie mir fremd waren; ich könnte nicht sagen, ob dabei manche Grenze überschritten wurde) und hatte mich erst zu später Stunde an meinen Bestimmungsort geführt, doch hinderte dies die lieben Menschen nicht daran, mir schnell genug eine Mahlzeit zu kredenzen. In einer kleinen Kammer, wo ich Schüssel und einen Krug frischen Wassers vorfand, konnte ich die Zeit der Zubereitung für die nötigste Reinigung verwenden. Das Essen ließ ich mir wohl schmecken, zumal die Verpflegung der letzten Tage nicht von der besten Sorte gewesen war. Anschließend wurde mir höflich ein Schlafgemach zugewiesen, wobei der mich begleitende Diener versicherte, dass mir der Hausherr morgen zur Verfügung stünde. Heute sei dieser überraschend und ohne möglichen Aufschub zu einer Konsultation gerufen worden und ließe mir hiermit sein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass er nicht selbst habe mich empfangen können. Seine Verpflichtung sei jedoch dringlich gewesen. Ich wurde befragt, ob ich es wünsche, des Morgens zu einer bestimmten Stunde geweckt zu werden oder es, angesichts der Beschwernisse der weiten Anreise, vorzöge, nicht verfrüht dem erholsamen Schlafe entrissen zu sein. Keine Umstände, entgegnete ich. Meine innere Uhr würde mich wohl frühzeitig aus dem Bett führen (du weißt, mein Schlaf ist seit längerer Zeit nicht mehr der beste).

    So bin ich also hier gelandet, lieber Hans. Und wäre froh, wieder fort zu sein. – Nein, mein Herz, bleibe stark, wenn die Angst sich über dich legt. Denke an die absolute Verzweiflung, die dich hierher getrieben hat. Die Macht der Verzweiflung wird stärker sein als alle Dämonen, die dich wieder unter das Joch der Verdammnis knechten wollen. Was ist schon das bisschen Angst, verglichen mit einem freudlosen Dasein. – Also gut: Du sollst auch weiterhin Nachrichten von mir erhalten, auch das war versprochen. Dabei wäre keine Verpflichtung nötig gewesen, tue ich es doch gerne. So bleiben wir im Geiste einander nah: in der Hoffnung auf ein besseres Wiedersehen (gib es zu: So konnte es mit mir nicht weitergehen). Du kannst mir nicht schreiben, wir hatten das besprochen. Ich kenne ja selbst nicht meine jetzige Adresse. Und ich dürfte, könnte und wollte sie dir auch nicht mitteilen (wer weiß, auf welche Gedanken du kommen würdest). Die Zensur, die in diesem Hause herrscht, würde es auch vollkommen unmöglich machen. Das wurde mir vor Antritt meiner Reise mitgeteilt, und ich war mit diesen Gepflogenheiten einverstanden gewesen, besiegelte das Abkommen mit meiner Unterschrift. Wie sagtest du? Eine Fahrt ans Ende der Welt. Ja, so könnte man es nennen. Doch selbst dabei spielt es eine Rolle, ob man sein Pferd an der ersten Wegkreuzung nach rechter oder linker Hand führt. Wo ist das Ende dieser Welt? Soll es liegen, wo es mag. Wenn’s für mich nur ein neuer Anfang wäre! Ich jedoch darf dir schreiben, so viel und so oft ich möchte (dir alleine), nur kann ich nicht sagen, ob dir die Briefe überhaupt, und wenn ja, welche davon, zugeleitet werden. Auch darf ich die Schreiben nicht mit einem Datum versehen. (Ob ich sie nummerieren darf?) Aber das sind in meinen Augen nur Belanglosigkeiten. Welchen Sinn hätte auch eine Zeitangabe auf einer nicht übermittelten Botschaft? Habe ich das eine akzeptiert, so werde ich das andere verschmerzen. Wir beide hatten in mancher langen Nacht mein Vorhaben ausführlich diskutiert, du hattest mich gewarnt, beschwört, mich nicht auf solche sicherlich ungewisse, wahrscheinlich gefährliche Machenschaften einzulassen, ich hatte dir zugehört, mit Stolz in der Brust, einen solchen Freund zu haben, hatte versucht dich zu trösten, letztendlich meinen Kopf durchgesetzt ... mein Guter, wie hättest du es verhindern können? –

    Nun bemerke ich doch, wie schnell mich die Müdigkeit überkommt. Es ist sehr spät. Die mehrtägige Kutschfahrt auf schlechten Wegen, wie auch die mit der Reise verbundenen, nur hinlänglich ausgestatteten Übernachtungsquartiere haben mich doch mehr beansprucht, als ich mir eingestehen wollte. So höre meinen ersten, stillen Gruß aus weiter, unbekannter Ferne. Zermartere dir nicht das Hirn ob deines armseligen Freundes. Alles wird gut werden! – Gute Nacht! ... Schlafe ruhig.

Montag, 21. März 2011

Literarische Psychologie-Philosophie

Das ist der Wantlek.

Und vielleicht ist es das gerade: dass Literatur, Psychologie, Philosophie, dass diese drei Begriffe allesamt und jeder für sich die Umschreibung für ein und die selbe Sache sind.

(Für den Fall, dass Ihnen diese Bemerkung geheimnisvoll erscheinen mag, füge ich noch hinzu: stimmt.)


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Freitag, 18. März 2011

Über das Wesen der Trilogie

(Wantlek – Ein philosophischer Roman beinhaltet die vollständige Trilogie, aufgeteilt in drei Kapitel. Im Nachfolgenden geht es um die seinerzeitigen ...)

… Gedanken des Schreibers nach Fertigstellung des zweiten Kapitels – und zuvor!

Mit dem zweiten Band der Wantlek-Trilogie liegt also nunmehr das Mittelstück vor uns, das Stück des Weges, welches die Pfade des zuvor beschrittenen aufgreift, sie weiterführt, die Aussicht erweitert und auf der Landkarte der Literatur eine Verbindungslinie zu dem dritten Band schafft. Und doch ist jedes Teilstück für und in sich eine eigenständige Route, losgelöst und unabhängig von den anderen, gleichwohl es von deren Existenzen weiß, die sich in einer Parallelität des Seins befinden. Aber eben auch immer Teil eines Ganzen, immer im Bewusstsein des Dazugehörens, des sich Ergänzens.

Eine Trilogie darf keinem Selbstzweck verfallen, sich nicht aus sich selbst heraus erklären wollen.

Als wesentlich erachte ich, dass diese besondere Form der literarischen Gestaltung einer Zufälligkeit des Lesens standhalten muss, auch und gerade dann sich ihre Kraft zu bewahren vermag, nicht an einem Zufallsprinzip zu scheitern droht. Denn warum sollte der Reihe nach gelesen werden müssen? Erster Band vor dem zweiten, zweiter vor drittem. Weil ansonsten die Spannung verloren ginge? Eine Auflösung frühzeitig, zur unpassenden Zeit erfolgte? Der Leser das Interesse verlöre?

Aber warum denn? Und siehe: Da greift sich jemand aus dem Bücherregal ein Exemplar heraus. Aus irgendeinem Grunde hat ihn gerade dieses Buch angesprochen, er blättert darin, weder Autor (an dieser Stelle sei mir der offizielle Begriff gestattet) noch Titel waren ihm bekannt. Aber nun hält er es einmal in Händen, liest ein paar Zeilen, blättert, liest ein paar Zeilen, will es kaufen, geht zur Kasse. Und da spränge aus der Tiefe des Buchladens ihm ein Verkäufer entgegen, wild mit den Händen fuchtelnd, ihn belehrend, dass er doch, bitteschön!, sich diesem Werk erst zuwenden möge, wenn er denn ... – Ach so! Aber ich wusste ja nicht, dass es da noch ...

Als wesentlich erachte ich, dass eine Trilogie es fertigbringen muss, einem Leser, der erst nachträglich den ersten Band liest, nachdem er nach der Lektüre des zweiten erfahren hat, dass es einen solchen überhaupt gibt, den Eindruck zu vermitteln, als hätte er diesen schon gelesen, so vertraut, so logisch muss ihm dieser erscheinen. Auch: es liest jemand zufällig (also in Unkenntnis einer Trilogie) den ersten, dann den dritten Band. So müsste er den Eindruck gewinnen, zumindest der Verdacht sich regen, als würde da noch etwas fehlen, als hätte dort eigentlich noch etwas dazwischen gepasst. Auch: es liest unser imaginärer Leser nur den dritten Band. So müsste er keine Trilogie vermissen dürfen. Auch: da käme in hundert Jahren einer, der so geschäftstüchtig wie literaturbegeistert, so kosten- wie qualitätsbewusst wäre und spräche angesichts der alten Bände, die vor ihm lägen: Ach was! Was heißt hier eins, zwei, drei? Alles in einen Band und fertig! Druckt alles in einem Stück! Und der Leser nähme dieses eine (!) Buch, das neugeborene, auferstandene, in die Hand, schlüge es auf, verlöre sich in der Welt der Literatur, teilte sich in Sinne, Gefühl, Geist – und fände nach vollzogener Lektüre wieder ganz zu sich selbst.

Das verstehe ICH unter Trilogie.

Dienstag, 15. März 2011

Ich habe die Wahl


Ich weiß nicht, ob es etwas mit Mut zu tun hat, ich glaube es jedenfalls nicht; ich meine: in der heutigen Zeit einen philosophischen Roman zu veröffentlichen. Der Zeitfaktor spielt in der Kunst keine Rolle. Es gibt lediglich die Notwendigkeit des Tuns oder Unterlassens. Ich habe es getan. – Wenn ich es recht bedenke, weiß ich es doch: Es hat mit Mut nichts zu tun!

Samstag, 12. März 2011

Herzblut ist des Dichters Tinte

Mit großen Augen verfolgt er seine roten Worte, die auf weißem Papier sich abzeichnen. Es entsteht ein Fantasiegebilde mit tausend Ein- und Ausgängen. Und sobald er sich in diesem verloren hat, hat er sich gefunden. Sein Herz läuft über, sein Hirn ertrinkt, er ist beseelt, er ist am Ende, denn er fängt an.

Mittwoch, 9. März 2011

Hirngewitter

Der Schreibprozess ist von Markow’scher Art.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine Selbsttäuschung ist, wenn von strenger Planung und Entwürfen die Rede ist, so ehrlich dies alles gemeint sein mag. Man macht sich etwas vor. Wir sind ausführendes Organ, kein bestimmendes. Wir sind zwar Träger unseres Hirns, ihm aber sklavisch ausgeliefert.

Zum Trost sei direkt angeschlossen: Herrlich, dass es so ist! (Ich verzichte auf eine allgemeine Begründung dieser Feststellung, denn jeder Einzelne hat die seinige selbst zu finden.) – Ein Trost könnte nämlich angebracht sein: man fühlt sich vielleicht etwas verwirrt und verirrt, wenn man bemerkt, dass das Schiff so richtig schön in Fahrt ist, man aber nicht weiß, auf welchem Kurs überhaupt. Nun, so riesengroß das Meer auch ist, es ist nicht groß genug, dass sich nie ein Hafen finden ließe. Zur Not tut’s eine Insel, muss ja nicht für ewig sein.

Der Schreibprozess ist ein Prozess im Schreiben. Oder anders ausgedrückt: Der Prozess ist das Schreiben im Schreiben.

Sonntag, 6. März 2011

Na also

Stein

Dereinst auf meinem Grab ein Stein
Der lebt von Sonne und von Regen
Alles and're ist ihm einerlei
Er lebt nur seinetwegen

Das ist es, was noch übrigbleibt
Von mir, von dir, von allen Arten
Ein Stein, der sich die Zeit vertreibt
Mit ewiglangem Warten


Der Anfang hätte seinen Namen nicht verdient, wenn er nicht zum Ende führen würde. – Aber anfangen müssen wir doch, nicht wahr?

Donnerstag, 3. März 2011