Freitag, 18. März 2011

Über das Wesen der Trilogie

(Wantlek – Ein philosophischer Roman beinhaltet die vollständige Trilogie, aufgeteilt in drei Kapitel. Im Nachfolgenden geht es um die seinerzeitigen ...)

… Gedanken des Schreibers nach Fertigstellung des zweiten Kapitels – und zuvor!

Mit dem zweiten Band der Wantlek-Trilogie liegt also nunmehr das Mittelstück vor uns, das Stück des Weges, welches die Pfade des zuvor beschrittenen aufgreift, sie weiterführt, die Aussicht erweitert und auf der Landkarte der Literatur eine Verbindungslinie zu dem dritten Band schafft. Und doch ist jedes Teilstück für und in sich eine eigenständige Route, losgelöst und unabhängig von den anderen, gleichwohl es von deren Existenzen weiß, die sich in einer Parallelität des Seins befinden. Aber eben auch immer Teil eines Ganzen, immer im Bewusstsein des Dazugehörens, des sich Ergänzens.

Eine Trilogie darf keinem Selbstzweck verfallen, sich nicht aus sich selbst heraus erklären wollen.

Als wesentlich erachte ich, dass diese besondere Form der literarischen Gestaltung einer Zufälligkeit des Lesens standhalten muss, auch und gerade dann sich ihre Kraft zu bewahren vermag, nicht an einem Zufallsprinzip zu scheitern droht. Denn warum sollte der Reihe nach gelesen werden müssen? Erster Band vor dem zweiten, zweiter vor drittem. Weil ansonsten die Spannung verloren ginge? Eine Auflösung frühzeitig, zur unpassenden Zeit erfolgte? Der Leser das Interesse verlöre?

Aber warum denn? Und siehe: Da greift sich jemand aus dem Bücherregal ein Exemplar heraus. Aus irgendeinem Grunde hat ihn gerade dieses Buch angesprochen, er blättert darin, weder Autor (an dieser Stelle sei mir der offizielle Begriff gestattet) noch Titel waren ihm bekannt. Aber nun hält er es einmal in Händen, liest ein paar Zeilen, blättert, liest ein paar Zeilen, will es kaufen, geht zur Kasse. Und da spränge aus der Tiefe des Buchladens ihm ein Verkäufer entgegen, wild mit den Händen fuchtelnd, ihn belehrend, dass er doch, bitteschön!, sich diesem Werk erst zuwenden möge, wenn er denn ... – Ach so! Aber ich wusste ja nicht, dass es da noch ...

Als wesentlich erachte ich, dass eine Trilogie es fertigbringen muss, einem Leser, der erst nachträglich den ersten Band liest, nachdem er nach der Lektüre des zweiten erfahren hat, dass es einen solchen überhaupt gibt, den Eindruck zu vermitteln, als hätte er diesen schon gelesen, so vertraut, so logisch muss ihm dieser erscheinen. Auch: es liest jemand zufällig (also in Unkenntnis einer Trilogie) den ersten, dann den dritten Band. So müsste er den Eindruck gewinnen, zumindest der Verdacht sich regen, als würde da noch etwas fehlen, als hätte dort eigentlich noch etwas dazwischen gepasst. Auch: es liest unser imaginärer Leser nur den dritten Band. So müsste er keine Trilogie vermissen dürfen. Auch: da käme in hundert Jahren einer, der so geschäftstüchtig wie literaturbegeistert, so kosten- wie qualitätsbewusst wäre und spräche angesichts der alten Bände, die vor ihm lägen: Ach was! Was heißt hier eins, zwei, drei? Alles in einen Band und fertig! Druckt alles in einem Stück! Und der Leser nähme dieses eine (!) Buch, das neugeborene, auferstandene, in die Hand, schlüge es auf, verlöre sich in der Welt der Literatur, teilte sich in Sinne, Gefühl, Geist – und fände nach vollzogener Lektüre wieder ganz zu sich selbst.

Das verstehe ICH unter Trilogie.

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