Dienstag, 30. August 2011

Ruhm, Reichtum, Glückseligkeit – und täglich eine warme Mahlzeit

Das ist doch wohl das Mindeste, was man vom Leben erwarten darf!

Ja, erwarten dürfen wir viel! Ob’s auch mal kommt?

Bis es soweit ist, sollte man zumindest keinen Hunger leiden. Bei einem leeren Bauch lässt es sich zwar schreiben, aber nicht denken. Wenn es sich aber nicht denken lässt, warum sollte dann geschrieben werden?

Samstag, 27. August 2011

Rezeption

Schön, wenn es sie gibt. Noch schöner, wenn sie überwiegend positiv ausfällt. Am schönsten, wenn sie zusätzlich auch noch der Sache gerecht wird (aber Gerechtigkeit ist ja selbst schon wieder so eine Sache).

So richtig spannend wird es aber doch erst bei der Rezeption der Rezeption. Da mögen wohl viele Jahre dazwischen liegen, zwischen dem einen und dem anderen, denn zweierlei Ding sind es.

Da geht’s dann ans Eingemachte, da mögen die Fetzen fliegen und manche Blutstropfen fallen, nicht wenige Gelenke verbogen werden, viele Tränen sich mit noch mehr Schweiß vermischen.

Und was macht der Bastard, der an der ganzen Misere schuld ist, dieser gottverfluchte „Kritzler“? Lacht sich ins Fäustchen in seinem Grab und hält still. – Bildlich gesprochen (und schaurig-schön empfunden): denn er lacht nicht, er hat kein Fäustchen mehr, das Grab ist als solches nicht mehr zu erkennen. Das mit dem still stimmt aber wirklich (insoweit etwas wirklich genannt werden darf, das nicht zu sehen, hören, riechen, schmecken oder spüren ist).

Mittwoch, 24. August 2011

Durchbruch

Wohin eigentlich? Und warum überhaupt? Und durch wen oder was hindurch? Endgültiger Bruch oder lediglich Umbruch?

Da sage noch einer, dass es mit dem Durchbruch geschafft sei!

Sonntag, 21. August 2011

Umsonst – aber immerhin doch das!

Sie schreiben? Und Sie erfahren diesbezüglich keine Anerkennung? Ja, man nimmt Sie in dieser so wichtigen Angelegenheit überhaupt nicht zur Kenntnis? Und wenn ausnahmsweise mal doch, dann nur mit einem süffisanten Lächeln, einer huldvollen Mitleidsbezeigung? Oder man sagt Ihnen vielleicht doch ein gutes Wort, Sie aber vermuten, sind sich gewiss, dass es sich dabei nur um eine Verlegenheitsgeste handelt? Und so weiter und so fort, es gibt so viele derartige Beispiele, so viele Anlässe, Gründe zur Verzweiflung.

Sie sagen sich also: Umsonst!

Ich frage Sie aber: Umsonst?

Donnerstag, 18. August 2011

Schrecklich, diese Benennung der Seitenanzahl

Sind Sie nicht der gleichen Meinung?

So, Sie sind also nicht dieser Meinung.

Auch gut. Deswegen bekommen wir keinen Streit, so wichtig ist das auch wieder nicht.

Ach, wahrscheinlich bin ich da auch nur überempfindlich. Denke mir halt einfach: Gibt Werke, die drücken auf zwei, drei Seiten mehr aus als andere auf zwei-, dreitausend.

Oh! Jetzt habe ich tatsächlich zur Verdeutlichung dessen, was ich zum Ausdruck bringen wollte, mit der Benennung der Seitenanzahl gearbeitet.

Aber doch in einem ganz anderen Sinne als dem üblichen, irreführenden, fadenscheinigen.

Sind Sie nicht der gleichen Meinung?

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Bei dieser Gelegenheit: Auch schrecklich, dieser Begriff Bestseller. Als käme es auf die Anzahl der Leser an.

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Und noch eines: Beide Aspekte habe ich bereits indirekt und kombiniert im kürzesten Eintrag in diesem Blog behandelt. (Falls Sie es noch nicht wissen und nachlesen wollen …)

Montag, 15. August 2011

Zwei Behauptungen

Die Regel sollte nicht die Regel sein. Freilich braucht man sie, das ist klar: denn wie sollte man ansonsten die Ausnahme erkennen können?

Und von der Ausnahme hängt doch vieles ab. Ja, so viel, dass, wenn sich Ausnahme an Ausnahme reiht, die Regel zur Regel werden sollte.

Doch nur bis man merkt, dass es so langsam mal wieder Zeit für eine Ausnahme wird.

(Die Literaturwissenschaft, die Forschung muss zwangsläufig diesen edlen und so seltenen Erscheinungen hinterherhinken. – Nicht weiter schlimm, im Gegenteil: so bewahrt sie sich ihre Existenzberechtigung in die Zukunft hinein.)

Freitag, 12. August 2011

Mein Universum

Ich sitze hier und schreibe
Warum, das weiß ich nicht
Doch muss ich's tun, das ist gewiss

Ich las, dass in dem Universum hier
Kein Oben und kein Unten sei
So könnt' es sein, dass also ich
In seiner Mitte sitz', grad jetzt

Das wär' nicht schlimm und auch nicht gut
Und hätt' auch keinerlei Bedeutung
Ich sitze hier und schreibe
Warum, das weiß ich nicht

Dienstag, 9. August 2011

Wenn das SO ist, dann: nein, danke!

Weltberühmt sein, weil man einen Satz halbwegs geradeaus schreiben kann? Hofiert werden, weil man einen Bestseller verfasst hat? Sich mit Kriechern abgeben, weil man einen TV-Auftritt hatte? Buckeln, weil man es mit einem Rezensenten zu tun hat? Sich Kommentare von irgendwelchen Leuten anhören, weil die über etwas von einem gestolpert sind? Rücksicht auf Gott und die Welt nehmen, weil man seiner Zeit nicht allzu weit voraus sein sollte?

Nun – es ließe sich tatsächlich darüber nachdenken …

Und wenn man ehrlich ist, hat man das ja schon längst getan, ich meine: nachdenken …

Und es kommen ja noch einige Nächte, wir müssen nichts übereilen …

Freilich darf man auch nicht zu lange darüber nachdenken: man käme ja nicht mehr zum Schreiben, man würde ja das Wesentliche aus den Augen verlieren.

Ich muss mal ernsthaft darüber nachdenken!

Samstag, 6. August 2011

Beruhigend ist das schon

Was? Daran zu glauben, dass man für die Nachwelt schreibt, es sich zumindest einzubilden, diese fantastische Möglichkeit nicht gänzlich zu verwerfen … und dabei die Jetztwelt nicht aus den Augen zu verlieren.

Ob das eine Ruhe vor dem Sturm ist, sein könnte, sollte? Und welcher Sturm überhaupt? Zwar spürt man bereits die Brise, aus der er erwachsen wird; gut, für den Moment muss das genügen. Und welcher Moment überhaupt?

Mittwoch, 3. August 2011

Uninteressant!

… woher sie kommt
… wer sie verfasst hat
… wer sie schon gelesen hat oder noch lesen wird
… ob sie registriert wird
… ob sie gelobt oder getadelt wird
… …

Wahre Literatur kennt keine Interessen.

Sonntag, 31. Juli 2011

Suchen kann man nur, was man bereits gefunden hat

Alles andere wäre Zeitverschwendung. Und von nichts anderem haben wir mehr zu verschwenden als von Zeit. Deswegen gehen wir ja so sparsam mit ihr um.

Oder gucken Sie sich etwa in einer Buchhandlung tatsächlich jedes einzelne Buch an? Oder in einem Online-Shop? Oder wo auch immer?

Na, sehen Sie! Die Zeit wollen wir uns doch nehmen auf diese Zeit zu verzichten.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Korrektoren, Lektoren

habens nicht leicht. Dafür haben sies schwer. Das ist ja auch schon etwas.

Etwas? Und ob! Wenns die richtigen sind, wenn sie ihr Fach verstehen. Und wenn sie sich dann noch einen Schreiber zur Brust nehmen dürfen, der ebenfalls sein Fach versteht, dann …

Montag, 25. Juli 2011

Die Idee der Idee von einer Idee

Allemal ein Anfang. Mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon das Ende, freilich noch auszuführen, aber das ist dann schon der leichtere Teil.

Goldgräber auf Hochseilen.

Freitag, 22. Juli 2011

Ein Wort an die, welche noch nicht geboren sind

Fällt mir gerade so ein. Will es nicht unterdrücken. Keine Ahnung, wann ihr das lesen werdet. Aber ihr werdet es tun. Und ihr werdet denken: wann hat DER gelebt?

Ihr werdet mit meiner Zeit nichts mehr anzufangen wissen. Und warum auch? Ihr lebt in eurer, also der wichtigsten von allen. Vielleicht werdet ihr euch fragen: was hat DER geschrieben?

Ja, seht her! Und wär’s nichts anderes als das gewesen, was in diesem Moment in euer Hirn eindringt: es wäre was gewesen.

Dienstag, 19. Juli 2011

Wissen ist nichts, ahnen ist alles

Warum, wofür sollte ansonsten geschrieben, gelesen werden?

Diese Aussage muss nicht auf Anhieb verstanden werden, aber erahnt werden, das sollte sie schon – und zwar sofort!

Weshalb? Wissen Sie es nicht?

Samstag, 16. Juli 2011

Aufgabe

Durch deren Nichtbewältigung hat sich schon mancher zu ihr genötigt gesehen.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Furchtbar und fruchtbar

muss die Literatur sein, die es wert ist, gelesen zu werden.

Fruchtbar versteht sich von selbst.

Was aber ist mit furchtbar gemeint?

Nun, doch nicht mehr, als dass beim Leser Ehrfurcht entsteht.

Wovor? Nun, das obliegt ihm selbst.

Sonntag, 10. Juli 2011

Eine Fantasie

Man müsste Texte auf Wogen schreiben können. Und das Meer würde sie nach Gutdünken verteilen. Unter den Meeresbewohnern, versteht sich. Noch findet alles unter den Landbewohnern statt. Das ist zu wenig, lotet noch nicht alle Möglichkeiten aus. Mancher Insulaner wagt sich hin und wieder mit einem Kahn hinaus.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Es gibt keine Kompromisse

Sie sind ein Schreiber?

Und Sie wollen Ihre „Ware“ an den Mann bringen?

Und Sie hoffen, dass diese gedruckt, vielleicht sogar gelesen wird?

Mehr als dieses vielleicht dürfen Sie nicht erwarten.

Und warum sollten Sie es auch?

Montag, 4. Juli 2011

Nietzsche

„Das glücklichste Los hat der Autor gezogen, welcher, als alter Mann, sagen kann, dass alles, was von lebenzeugenden, kräftigenden, erhebenden, aufklärenden Gedanken und Gefühlen in ihm war, in seinen Schriften noch fortlebe und dass er selber nur noch die graue Asche bedeute, während das Feuer überallhin gerettet und weitergetragen sei.“

Freitag, 1. Juli 2011

Ich bin Weltmeister im Lesen

Denn ich habe im Verlauf meines bisherigen Lebens schon hunderttausend Bücher gelesen, ja, richtig gelesen, nicht nur auf die Schnelle, von wegen es geht um die Anzahl.

… Warten Sie mal. – Oder waren es hundert? Jetzt bin ich ganz verunsichert.

Vielleicht war es auch einfach so, dass ich die Bücher in der Hand hatte, die mir quasi den Eindruck vermittelten, als hätte ich bereits …

Das wäre natürlich ein Glücksfall. Lassen wir es dabei bewenden. Glück lässt sich nun mal nicht allgemeinverbindlich definieren. Das muss schon jeder mit sich selbst abmachen, was er darunter verstehen will.

Dienstag, 28. Juni 2011

Guten Appetit!

Es gibt immer und überall Leute, die einen Pferdeapfel für eine Speise halten.

Man darf nicht auf jede Meinung etwas geben.

Vielmehr sollte man sich damit begnügen, sich die Frage zu stellen: Du, sag mal, was du da gerade gegessen hast, hat dir das geschmeckt?

Von DER Antwort darauf hängt dann tatsächlich alles ab.

Samstag, 25. Juni 2011

Windhauch

War es der Titel, das Cover, der Tipp der Kollegin? Oder vielleicht der zufällige Blick im Kaufhaus, das Plakat an der Litfaßsäule, die Rundfunkwerbung? Na, eher doch die TV-Sendung – oder war’s im Kino? Warte, hatte nicht der Nachbar erwähnt, dass …?

Irgendwas war’s. Das ist schon klar; nur, was es war, das ist nicht mehr so klar.

Jedenfalls: das Buch verschenke ich nicht! Das behalte ich für mich!

Fragen Sie mich nicht, welches Buch ich meine. Ich habe von IHNEN gesprochen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Funkenflug

Es gibt Schriften, die zeitversetzt Herzen und Gemüter der Leser in Brand setzen. Als wären sie ruhelos und doch in aller Ruhe durch Lüfte geschwebt auf der Suche nach dem richtigen Landeplatz. Einem Ort, der bis dahin verschont geblieben war. Einer Stelle, die nun endlich reif ist für den Empfang von Flammenzungen.

Sonntag, 19. Juni 2011

Ich

Ob es Sie interessieren könnte, mit wem Sie es in diesem Blog eigentlich zu tun haben?

Nun, für den Fall, dass es so sein sollte, hören Sie:

Ich wurde geboren, ich lebe, ich werde sterben. In diesem Zeitstrahl wurde/wird dies oder jenes getan oder unterlassen. Das Schreiben gehörte/gehört dazu.

Nun, für den Fall, dass Ihnen diese drei Sätzchen doch etwas dürftig erscheinen und Sie sich zudem die Frage stellen sollten, was so etwas in einem Literaturblog verloren hat, hören Sie, lauschen Sie:

Es hat mit Literatur zu tun.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Nachruhm

Darum geht es. Ich muss mich verbessern: darum sollte es gehen.

Heutzutage (aber zu welchen Zeiten eigentlich nicht?) wird mehr Wert auf Vorruhm gelegt. Das ist nicht anrüchig, keineswegs. Es ist einfach menschlich.

Wie wäre es, wenn wir übermenschlich würden? Mal so in den Raum gestellt. Wenn wir uns denken würden, dass es nicht auf Nebensächlichkeiten ankommt, sondern einzig und allein auf die Tat. Weiß Gott, was aus ihr werden mag.

Ja, ob die Tat aber überhaupt etwas Rühmenswertes darstellt, das ist dann immer noch die Frage.

Wollen wir sie schon heute beantworten?

Montag, 13. Juni 2011

Perfektionismus

Ein Perfektionist ist nicht perfekt. – Aber er will es sein.

Er weiß, dass er es nie werden kann, aber er versucht es. – Bei allem Wissen, dass er es nicht schaffen kann.

Kein schlechter Ausgangspunkt für Literatur, so wie wir sie verstehen wollen. Literatur kann in der Welt nichts verändern, sie kann nur Anstöße dazu geben.

Aber was heißt hier schon nur!

Kein perfekter Ansatz – aber immerhin ein Versuch.

Freitag, 10. Juni 2011

Aufpassen: eine Übersetzung!

Wenn es so ist, dass es sich um eine Übersetzung handelt, dann bedenken Sie das, bevor Sie mit der Lektüre anfangen. Nehmen Sie es zumindest zur Kenntnis.

Denn eine Übersetzung kann dem Original nie gerecht werden: sie ist entweder schlechter oder besser.

Die bestmögliche ist immer noch die, die nicht stattfindet.

Da wird jeder, der, sagen wir mal, zweihundert Sprachen beherrscht, gerne zustimmen.

Wir anderen bleiben weiterhin auf die Übersetzungen angewiesen, die entweder schlechter oder besser sind.

Also: aufpassen!

Dienstag, 7. Juni 2011

Samstag, 4. Juni 2011

Verlage

Sie sind die tragende Säule der Literatur.

Interessanterweise (auch logischerweise) würde die Literatur zwar nicht verschwinden, gäbe es keine Verlage, doch würde sie ihres Gleichgewichtes beraubt. Sie wäre ein Knochen ohne Mark, ein Taumel im Sturm der Zeiten.

Verlage stellen gewissermaßen das Dach zur Verfügung, unter welchem Schreiber und Werk Zuflucht finden können.

Und da, man mag sich drehen und wenden wie man will, am Horizont immer wieder dunkle Wolken heraufziehen, ist das ein beruhigendes Gefühl – für alle Beteiligten.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Es ist nun mal so

Für große Literatur kommt vorneweg nur der in Frage, welcher Leid empfinden kann.

Vollbringen kann sie nur der, welcher bereits Leid nicht nur erlebt, sondern gelebt hat.

Sonntag, 29. Mai 2011

Es geht nicht um Anerkennung, sondern es geht um Anerkennung

Das ist doch sonnenklar, oder etwa nicht?

Noch nicht so richtig?

Ich drücke mich deutlicher aus: es geht um Anerkennung des Werkes, nicht des Schreibers.

Klarer?

Bringen wir es auf den Punkt: mir liegt nichts daran, als Schreiber oder Person Anerkennung zu erfahren, Gott behüte! – Aber meinem „Kind“ wünsche ich sie schon.

Sehen Sie, so einfach war das: oh, wie geht es doch um Anerkennung, aber eigentlich auch wieder nicht.

Schön.

Jetzt müsste aber alles sonnenklar sein, oder immer noch nicht?

Donnerstag, 26. Mai 2011

Es steht weiß auf weiß geschrieben, dass

Sie meinen: schwarz auf weiß?! Haben sich versprochen, kann ja mal passieren.

Nein, nein, ich meine es so, wie ich es gesagt habe.

Aber das ist ja Blödsinn! Weiß auf weiß! Da kann man ja nichts erkennen.

Gut. Lassen Sie es mich dann anders sagen: Es steht schwarz auf schwarz geschrieben, dass

Jetzt hören Sie aber auf! Wollen Sie mich verar…?!

Aber nein. Wie kommen Sie denn darauf? Ich sagte doch nur, dass …

Ja, ja, kommen Sie mir nur nicht so! Verar… kann ich mich selber. Was soll der ganze Schwachsinn? Und überhaupt! Was soll denn da geschrieben stehen? Sch… drauf, ob weiß auf weiß oder rosa auf kotzgrün. Also, was ist? Erst das Maul aufreißen und dann kneifen?! Ich höre!

So hören Sie denn. Es steht weiß auf weiß geschrieben, dass

Montag, 23. Mai 2011

Blablabla, Hoppsassa und Tralala

Das tut weh, oh, wie tut das weh!

Aber es hilft nichts. Da muss man durch. So viele Bücher (sind’s die meisten?) sind nach diesem Schema aufgebaut.

Wer das nicht verkraften kann, wer das nicht auf die Reihe bekommt, sollte mit dem Schreiben gar nicht erst anfangen. Oder sollte er es schon getan haben, schleunigst damit aufhören. Insofern ihm am Schreiben etwas gelegen ist; am Schreiben, das WIR unter Literatur verstehen wollen.

Mit dieser „Konkurrenz“ hat/hätte er es nämlich zu tun.

Er sollte es wissen.

Er muss es wissen.

Freitag, 20. Mai 2011

Das letzte Buch wird nie geschrieben

Ja, es wird nicht einmal angefangen.

Man stirbt nämlich vorher.

Und alle Gedanken und Überlegungen, die sich auf das letzte Buch bezogen, nimmt man mit ins Grab, unwissentlich, dass man sie hatte.

Nicht selten handelt es sich dabei (Duplizität der Nicht-Ereignisse!) um das erste – Buch.

Dienstag, 17. Mai 2011

Lassen Sie sich mal nicht durch große Namen einschüchtern

Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Man ist für jeden Tipp dankbar, klar. Aber nicht jeder Tipp taugt etwas! Also muss man zwangsläufig differenzieren, besser früher als später.

Da gehört so Mancher und Manches zum literarischen Kanon, der/das da nicht hingehört. – Frevel? – Mag sein. Und?

Oder wissen SIE schon heute, wie zum Beispiel in hundert Jahren die top ten der Literatur aussehen wird? Und wer die, wie auch immer geartete, dann zugrunde liegende Rangliste aufgestellt haben wird?

Und kümmern Sie sich überhaupt mal am wenigsten um die so genannten (und selbst ernannten) Kritiker. Die richten sich auch in erster Linie (und unbewusst) nach dem, was ihnen persönlich am besten gefällt. Sind halt auch nur Menschen.

Belassen wir es dabei: Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Samstag, 14. Mai 2011

Ach, wenn man Sand doch trinken könnte

Ein langer Weg ist es und eng ist er und steinig. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre: barfuß hat man ihn zu gehen.

Und dann kommt man am Ziel an und da steht schon einer, man hört ihn schon von weitem, und labern tut er: wie schlau er doch sei, er habe eine Abkürzung gewusst (die triviale nämlich), und wie reich er doch geworden sei (an Vermögen, nicht an Geist), und wie stolz er doch wäre (auf sein Bankkonto, nicht auf seine Schriften).

Und man selber erkennt schlagartig, dass man ja noch gar nicht am Ziel angekommen ist, dass man noch viel weiter wandern muss, in eine Wüste hinein, in deren Mitte, um dort zu bleiben. – Wenn doch nur der verfluchte Durst nicht wäre …

Mittwoch, 11. Mai 2011

,lesen andersrum man muss Texte Manche

um sie zu begreifen. Es handelt sich bei diesen nicht um die schlechteste Literatur. Sie machen es einem nicht einfach und eben gerade darin liegt ihr Reiz. Denn sie legen zwar Wert auf die Oberfläche, aber nicht den entscheidenden. Sie wollen sich des Lesers bemächtigen, einem unentrinnbaren Strudel gleich. Oh, möge dieser doch alles verschlingen, was in seine Nähe kommt!

Ein Rat (wenn ich mir solchen erlauben darf): seien Sie nicht wasserscheu!

Ich kenne ja nicht Ihre Lesegewohnheiten. Aber nur für den Fall, dass sich diese zu stark ausgeprägt haben sollten: versuchen Sie mal etwas anderes, denn: ? haben verlieren zu schon Sie sollten was

Donnerstag, 5. Mai 2011

Ein Dichter hat keinen Wert

Hat man mich verstanden?

Soll ich es wiederholen?

Gerne. Ein Dichter hat keinen Wert.

Kommen Sie, seien Sie nicht so, versöhnen wir uns, lassen Sie uns gemeinsam ausrufen:

Ein Dichter muss Werte schaffen!

Montag, 2. Mai 2011

Lieber Hans!

Wenn es auch Schwachsinn ist, sich mit Toten zu unterhalten (denn was sollten sich Tote und Lebende schon zu sagen haben – und selbst, wenn es so wäre, es sich doch lediglich um einen Monolog handeln würde, und immer einen des Lebenden, zumindest, solange es sich um gesprochene Sprache dreht), so braucht mich doch eine solche Banalität nicht davon abzuhalten, es zu tun.

Was hältst du also nun davon, dass sich einer anmaßt, sein Pseudonym indirekt mit deinem Namen in Verbindung zu bringen? Hättest du es dir vielleicht zu Lebzeiten verbeten? Oder hätte es dich vielmehr erfreut? Oder eher doch beleidigt? Oder sonst noch was? – Na, wie steht’s? – Du schweigst. Recht hast du! Es juckt dich nicht mehr, du bist ja tot.

Mhm … was fange ich nun damit an? Jedenfalls darf ich dir keine Schande bereiten, das ist mir sonnenklar. Meine Literatur darf dir nicht zum Nachteil geraten, durch meinen Namen darf deiner nicht beschmutzt werden. – Es handelt sich natürlich um eine Selbstverpflichtung meinerseits. Wer sonst sollte sich darum scheren, wen sonst sollte es interessieren!

Also, Hans, unter uns: Hand drauf!

Freitag, 29. April 2011

Warum schreiben Sie?

Das wurde ich gefragt.

Und ich antwortete mit einer Gegenfrage: Warum lebe ich?

Damit war für mich die ganze Sache eigentlich schon abgehakt, aber ich registrierte doch immerhin noch das verdutzte Gesicht des Fragenden. Ich nickte, sah ihm in die Augen und fragte nun meinerseits:

Haben Sie schon mal den Namen Rudolf Ditzen gehört?

Rudolf Dittsen? Nein, ich wüsste nicht.

Und Hans Fallada?

Hans Fallada? Ja, ich glaube schon.

Gut. Der Fallada, der hat nämlich mal in einem Brief geschrieben: Ganz abgesehen, dass mir Schreiben Lebenssache ist, etwas wie Atmen, ganz abgesehen davon also, glaube ich ein bisschen daran, dass es hilft, ein ganz klein wenig hilft, wenn man den Menschen sagt: seid anständig zu einander.

Ach so, und deswegen schreiben Sie also auch?! Ich verstehe. Aber was hat es denn mit dem Namen, wie sagten Sie doch gleich, Dittsen auf sich?

Ja, Ditzen. So hieß der Fallada mit bürgerlichem Namen. Rudolf Ditzen. D I T Z E N.

Ach so, Ditzen. – Moment mal. Ditzen? Und wie heißen Sie noch? – Ja! Rudolf Nedzit. – Ach, du lieber Gott! Ein Anagramm also! Das ist ja interessant! – Sie heißen also gar nicht Nedzit! Ich meine: mit richtigem Namen!

Stimmt. Und das mit dem Anagramm finden Sie also interessant?

Ja, aber natürlich! Jetzt wird mir auch einiges klar.

Was denn?

Ja, dass der Ihr großes Vorbild ist, der Ditzen, oder besser gesagt der Fallada. Und Sie …

Ich fiel ihm ins Wort.

Er ist nicht mein Vorbild. Er steht so hoch über mir, dass ich ihn nicht erreichen kann oder könnte, niemals.

Ja, aber … ? – Und wie muss ich das verstehen?

Es muss nicht verstanden werden, ich kann Sie beruhigen. Es genügt vollkommen, die Aussage als solche stehen zu lassen.

Jetzt verstehe ich aber wirklich nichts mehr.

Nun, dann stehen wir wieder so ziemlich am Anfang. Denn die Frage „Warum schreiben Sie?“ stellt sich für einen Schreiber nicht. Er muss es einfach tun.

Dienstag, 26. April 2011

Ganz klar

Der eigene Anspruch überwiegt alle anderen, einzeln genommen, summarisch. Mögen aus allen Richtungen alle erdenklichen Pfeile geflogen kommen: des Hasses, der Liebe, der Gleichgültigkeit, was auch immer: sie können ihr Ziel nicht treffen – denn man selbst steht außerhalb der Reichweite.

Ein Pfeil muss im Köcher bleiben, vorerst: der eigene, der vergiftete, der nicht von Anderen abgeschossene: derjenige, der nur durch den Bogen befördert werden kann, welcher stark genug dazu ist – dann, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Samstag, 23. April 2011

Der Quatsch von der Unsterblichkeit

Er ist unsterblich!

Quatsch, der ist schon seit langem tot!

Ja, aber seine Werke sind doch unsterblich!

Ja, Herrgott, aber dann sagt das auch so!

- - -

Ihr tut dem Mann mit der Unsterblichkeitshymne keinen Gefallen mehr, seht das doch ein und lasst ihn in Frieden ruhen. Bestenfalls gefiele es vielleicht noch im Nachhinein den Würmern, die sich an ihm gelabt haben mögen – als nachträgliche Anerkennung, dass sie den erlesenen Schmaus nicht verschmähten; aber auch die sind ja schon seit langem nicht mehr da, wahrscheinlich wurden sie von Würmern gefressen; im Übrigen würde denen aber auch nichts daran gelegen haben, vermute ich mal.

Mittwoch, 20. April 2011

Ich bin käuflich

Warum sollte man das verschweigen. Es lässt sich in aller Ruhe darüber reden, meinetwegen diskutieren. Warum denn nicht.

Es mag sein, dass es Schlimmeres gibt, wie gesagt, es mag sein. Tut ohnehin nichts zur Sache. Und warum sollte es auch.

Ich bin aber auch hartnäckig, unnachgiebig, unversöhnlich. Was nämlich meine Literatur angeht. Spielt dann keine Rolle, ob ich sie lese oder schreibe. Da bin ich hart wie Granit.

Ich beharre also auf meinem Januskopf. Suchen Sie sich halt die Seite aus, die Ihnen besser gefällt, meinen Segen haben Sie.

Sonntag, 17. April 2011

Provokation

Was denken Sie? Gibt es mehr Genies oder mehr Doofe? (Wir wollen es mal, zum Zwecke der Demonstration, an diesen Extremen festmachen.)

Und was glauben Sie nun? Welche „“Literatur““ (trauen Sie Ihren Augen: doppelte Anführungszeichen) verkauft sich, summa summarum, am besten? Die von und/oder für Genies oder die von und/oder für Doofe? Welche wird am meisten gedruckt, abgesetzt und, was das Schlimmste ist, gelesen?

Ich erwarte auf eine rhetorische Frage natürlich keine Antwort.

Doch gibt es einen Trost, mehr noch: eine Gewissheit. In Zeiten der geistigen Verflachung (also auch in der heutigen) nimmt zwar die Anzahl der Nicht-Geistigen zu, aber umso mehr erfährt die Anzahl der verbleibenden Geistigen (denn sie werden bleiben!) dadurch Rechtfertigung, gewissermaßen Segnung. Ein Zahlenbeispiel: nehmen wir zunächst an, dass auf eine Million Nicht-Geistige ein Geistiger kommt. Und dann nehmen wir an, dass auf zwei Millionen Nicht-Geistige ein Geistiger kommt. – O, welche Steigerung, welch immenser Aufschwung des Geistes! Er hat sich schlagartig durch seine rechnerische Halbierung verdoppelt, von der Wirkung, Auswirkung her betrachtet; aber das versteht sich ja von selbst.

Donnerstag, 14. April 2011

ohne punkt und komma

müsste man schreiben um wenigstens einen teil seiner gedanken beisammenhalten zu können das meiste geht ohnehin flöten aber so wäre es wenigstens ein versuch denn man kann sich so sehr bemühen wie man will man hinkt doch immer hinterher und registriert dass man in verzug ist man will doch alles auf den punkt bringen und jedes komma stört dabei hält einen auf und gedanklich ist man schon auf seite drei und ist nicht einmal mit der ersten fertig großer gott und man gerät immer mehr in rückstand und fängt auch schon an zu vergessen was man vor zwei sekunden noch wusste und lange kanns eigentlich nicht mehr hin sein dass man unsinn redet und doch nicht aufhören kann weil man nicht sicher ist ob man überhaupt schon angefangen hat und noch kein ende absieht aber ist man könnte ja sein vielleicht doch schon die frage sei erlaubt weiter vorgedrungen als was wie nun erlaubt ist fragezeichen ende keine ahnung wars das oder muss noch

Montag, 11. April 2011

Nichts hat Bedeutung

Dessen muss sich der Schreiber bewusst sein und zwar in dem Moment, in welchem er schreibt.

Und gerade deswegen muss er Herz und Seele in das Geschriebene hineinlegen – als hätte es alle Bedeutung der Welt. Denn warum sollte er sich ansonsten der Welt anbiedern?

Ja, gut – aus Ruhmsucht, aus Eigenliebe, aus Größenwahn und aus noch tausend anderen Gründen. Also aus Nichtigkeiten heraus.

Nein, nein, das lassen wir alles nicht gelten.

Er muss meinen, dass das von ihm Geschriebene alle Bedeutung der Welt hätte, wissend, dass nichts Bedeutung hat, haben kann, denn über alles streicht die Zeit hinweg, achselzuckend.

Also: er muss schreiben, weil er ein Schreiber ist. Vielleicht ein armseliger? Sei’s drum. Hauptsache, er hat überhaupt (und zeigt!) Seele.

Freitag, 8. April 2011

Ja

„Meine Antwort auf den Ozean aus Oberflächlichkeit ist ein Rinnsal aus ewigem Bemüh’n.“

Thomas Christen

Dienstag, 5. April 2011

Billig

Der Preis, den man für die eigene Literatur zu bezahlen hat, ist kaum der Rede wert: er ist das eigene Leben.

Man könnte in Verlegenheit geraten, sich ob kaum nennenswerten Rechnungsbetrages so einfach aus der Affäre ziehen zu dürfen. Schließlich hatte man geschlemmt, den besten Wein sich kredenzen lassen, auch ein fürstliches Trinkgeld eingeplant – und dann sieht man unterm Strich diese lächerlich kleine Summe.

Sie muss entrichtet werden, man ist kein Zechpreller. Und doch kann man sich ein bescheidenes, weises Schmunzeln nicht verkneifen. Man hat noch Geld übrig. Was soll man nun damit anfangen?

Es ließe sich wohl vererben. Gibt es Erben? Es ließe sich wohl verschenken. Gibt es Bedürftige? Es ließe sich wohl aus dem Fenster werfen. Gibt es ein solches?

Samstag, 2. April 2011

Geh’ mir voraus und folge mir!

Das rufe ich meinem Kind zu und stürze es in Verwirrung.

Wie aber (antwortet es fragend), wie nur, Vater, soll ich das bewerkstelligen?!

Das ist nun tatsächlich die Frage – und gleichzeitig schon die Antwort darauf.

Und so wollen wir denn die Wantlek-Sequenz zum Abschluss bringen. Es gibt noch so viel anderes zu bereden.

Mittwoch, 30. März 2011

Dritter Auszug (Fiktion)

Vielleicht! Vielleicht wäre es der Menschheit insgesamt besser ergangen, hätte die Evolution dafür gesorgt, dass mehr Zwillinge geboren werden. Müßig darüber nachzudenken, jawohl, aber da wir uns diese Muße erlauben, wollen wir es doch tun. Ist der Mensch, gottvergessenes Geschöpf in einem mystischen Gebilde von Zeit und Raum, denn nicht sein Leben lang einsam, inmitten einer unüberschaubaren, nicht zu ermessenden Schar von Artgenossen? Stünde ihm nicht gut zu Gesicht, wenigstens in den paar Monaten, die er im Mutterleib verbringt, einen bei sich zu haben, einen außer seiner Mutter, die er noch nicht kennt, von der er noch nicht wissen kann, ob sie ihn liebt, lieben wird? Raus muss er, wenn seine Zeit gekommen ist, lebendig oder tot, der Natur ist das einerlei, das eine Exemplar macht ihr kein Kopfweh, die allermeisten überleben die Geburt, der Fortbestand ist gesichert, was immer das auch bedeutet. Und was mag dort draußen auf das Menschenbündel noch alles zukommen? Auch das weiß es nicht, kann es nicht wissen. Wäre es also nicht besser, jemanden bei sich zu haben, der diesen ersten Gang mitgeht? Vielleicht! Doch das ist selten der Fall.

Erster Gedanke

Eine Fiktion?

      Ist das nun ein Vor- oder Nachteil? Oder keines von beiden, also irgendwas dazwischen? Entscheidend ist für die Beantwortung dieser Frage aber auch und insbesondere, wer sich diese stellt. Des einen Vorteil ist doch, geben wir unumwunden zu, dass es zumindest denkbar ist, des anderen Nachteil, oder nicht? Was könnte aber überhaupt zwischen Vorteil und Nachteil liegen? Der Zufall? Etwas nichts Bedeutendes? Oder etwas gerade alles Bedeutende?

      Schwierig, ja, nicht einfach zu beantworten.

      Nehme ich die Philosophie zu Hilfe, zumindest schadet sie nicht. Definieren wir diese als Liebe zur Weisheit und stelle ich also in Rechnung, dass alles, in seiner Gänze oder in seinen Teilen, was ich in der Folge annehme, unrichtig ist, ja, unmöglich, und dass es mir trotzdem zu richtigen Erkenntnissen verhelfen kann, dann würde aus dieser Fiktion eine sinnvolle, nützliche Aufgabe, dann sollte es sich doch lohnen, den Bleistift zu spitzen und ihn übers Papier tanzen zu lassen. Zu welcher Melodie wird sich dann noch zeigen. (Bleistift und Papier gibt’s schon lange nicht mehr, aber ich bin altmodisch und so bespreche ich meinen alten, verstaubten, ans Tageslicht gezerrten Computer und bilde es mir halt ein.)

     Die Informationen, die dem Gedankenspiel zugrunde liegen, sind alt, sehr alt und mir durch Zufall in die Hände geraten. Zufall? Schon wieder dieses Wort. Kein schlechtes Omen.

      Also abgemacht: eine Fiktion!

Zweiter Gedanke und Einführung in eine Sage

      Früher, vor langer, langer Zeit, als es Märchen gab, die mit „Es war einmal“ begannen und mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch glücklich und zufrieden“ endeten, da hatten die Menschen etwas, was den heutigen doch gänzlich abgeht: Glaube und Hoffnung an und auf eine bessere Zukunft.

      Wir tun uns schwer damit, das nachzuvollziehen. Leider wissen wir, so hat man es uns gelehrt, dass wir am Ende einer Entwicklung stehen, die uns nicht mehr zu bieten hat als den Rest der Zeit, die sie noch braucht, um an ihr Ende zu gelangen. Danach kommt nichts mehr.

      Diese Aussichtslosigkeit tragen wir in uns mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie wir uns einen dicken Mantel anziehen, der uns vor Kälte schützen soll. Sie ist unsere zweite Haut geworden und nur die erste vermag der Mantel zu wärmen, diese zweite aber bleibt immer kalt. Es ist nun mal nicht ohne Aussicht zu leben! Welchen Zweck hat der heute gelebte Tag, wenn durch ihn der auf ihn folgende nicht im Geringsten tangiert wird?

      Man hat uns die Seele abgesprochen! Der Mensch als reines Funktionsschema etabliert, einer Maschine gleich, nein, weniger, eine Maschine wird gewartet, repariert, um ihn aber kümmert sich niemand. Was ist, wenn er nicht mehr funktioniert? Er wird abgesondert, ausgemustert, fliegt auf den Schrott. Gut, er hat die Freiheit erlangt, niemand schreibt ihm mehr vor, was zu tun, was zu unterlassen ist, es gibt keine Gesetze mehr. Aber ist er deswegen glücklich oder, wenn schon nicht glücklich, so doch wenigstens zufriedener? Hat man ihn, indem man ihn sich selbst überlassen hat, nicht seinem Schicksal preisgegeben, dem Schicksal, dass nichts mehr vor ihm liegt?

      Oh, es gab eine Zeit, da die Menschen an die Seele glaubten, versuchten, sich ihrer zu bemächtigen, sie zu analysieren, sie zu verstehen! Diese Urahnen wussten noch, was Leben ausmacht! Glücklich? Nein, wahrscheinlich nicht, auch sie waren wohl nicht glücklich, denn es waren doch auch nur Menschen. Aber vielleicht waren sie doch glücklicher, als wir es heutzutage sind. Denn vor ihnen lag noch so viel, ihr Weg wurde noch durch ihre Unwissenheit, ihre Dummheit, ihr Versagen verbaut, sie hatten noch so viele Steine wegzuräumen, sie hatten noch eine Aufgabe. Wenn sie abends ins Bett gingen, dachten sie wohl: Ja, morgen, weiter, einen Meter mehr.

      Und wir? Die keine Steine mehr zu bewegen haben, deren Weg frei ist, glatt, anspruchslos, aussichtslos?

      Wir werden den Weg zu Ende gehen. Wenn wir doch nur wüssten, warum!

Sonntag, 27. März 2011

Zweiter Auszug (Novelle)

Erzählen muss ich, könnt’ ich schweigen? Herz und Zunge laufen über. Müsst’ ich schweigen, wär’s mein Tod. Und wer sollte mir schon den Mund verbieten? Bin ich Rechenschaft schuldig? Und wenn ja, wem? Und warum überhaupt? – Da sei von Anfang an ein Strich gezogen zwischen Schreiber und Leser. Hätt’ ich Rücksichten zu nehmen, ließe ich die Notizen wohl besser in meiner Feder stecken. So aber sollen meine Gedanken aus meinem Hirn herausquellen, es wird ihnen darin zu enge, sie wollen auf Wanderschaft gehen. Und nur der soll sich zu ihnen gesellen, dem es vor einem steinigen Wege nicht graut.

    Meine Wanderschaft habe ich hinter mir, nun also steht die meiner Gedanken an. Wen es gelüstet, der widme sich folgendem Bericht und ziehe hernach daraus seine Schlüsse – für sich oder die Welt, was tut’s! Es bleibt sich gleich.

    Eine Wanderschaft muss sich nicht unbedingt durch einen großen Radius oder viele angelaufene Punkte auszeichnen. Durchaus kann es genügen, dass sie gewissermaßen von A nach B verläuft und dann wieder von B nach A. Auch der zeitliche Faktor kann belanglos sein, es kommt durchaus nicht auf eine lange Zeitspanne an. Letztendlich ist allein maßgeblich, was durch sie bewirkt wurde.

    Die Reisevorbereitungen waren also zu treffen, und das eiligst. Wollte ich meinen Besuch abstatten – und wie gerne wollte ich das! –, durfte ich nicht zögerlich sein, nicht alles an Unwägbarkeiten bedenken, was denkbar sein mochte, sondern ich musste mit Zuversicht an die Sache herangehen. Der Zeitrahmen war eng gesteckt, Gesslov nur von dann bis dann anzutreffen, ansonsten wieder für längere Zeit meinem Zugriff entzogen. Diese Chance durfte ich mir nicht entgehen lassen. Nie und nimmer hatte ich an eine solche geglaubt, in den vergangenen zehn Jahren mir jeglichen Gedanken daran untersagt, versucht, mich damit abzufinden, dass Wantlek mit seinem Abschied von mir zwar für mich verloren sei, sein Glück jedoch gefunden haben mochte – und war das nicht genug? Nun aber sollte ich Gelegenheit bekommen, an jene vergangenen Tage anknüpfen zu können. Ja! Ich durfte keinesfalls zögern.

    Die Führung des Geschäftes würde sich für die Zeit meiner Abwesenheit in den Händen eines Untergebenen befinden, eines integeren Mannes, der seit Jahren in meinen Diensten stand und auch das Zeug dazu hatte, eine solche Aufgabe zu bewältigen; Instruktionen wurden erteilt, diesbezüglich brauchte ich mir also keine Sorgen zu machen. Nicht ganz zu unterdrückende Bedenken hatte ich eher im Hinblick darauf, dass eine Reise, auch wenn ihr geografisches Ziel bekannt ist, durchaus böse Überraschungen mit sich bringen kann, die naturgemäß nicht zu beeinflussen sind. Doch durfte ich nicht überängstlich sein. Wie viel Mut musste erst Wantlek aufgebracht haben, als er seine Reise antrat, deren Ziel er gar nicht kannte! Von mir wurde wesentlich weniger verlangt. Und doch weiß ich noch genau, wie ich dachte: So tue ich es meinem Freunde Wilhelm gleich und gehe auf ungewisse Fahrt.

    Erleichtert, zumindest doch nicht erschwert, wurde mein Vorhaben durch den Umstand, dass ich keinen persönlichen Bindungen unterlag. Keine Frau konnte mich als Mann, kein Kind mich als Vater titulieren, meine Eltern tot, meine Schwester, gut situiert, mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Auf wen sollte ich also Rücksicht nehmen? Auch wenn ich nicht zurückkehren würde, dem Wahnsinn verfiele oder gar stürbe; wen würde es interessieren, wer wäre deswegen traurig? Wohl meine Schwester, ja, weil mit mir der Einzige verloren wäre, der außer ihr noch das Blut der Eltern in sich trug. Doch wäre der älter gewesen, hätte näher am Grabe gestanden, hätte ihr also keinen Vortritt beim letzten Gang gelassen. Natur alles Lebendigen. Mein Untergebener vielleicht, weil er seinen Herrn verlöre? Eher wahrscheinlich, dass er das Geschäft selbst weiterführe, Gott sei dem Alten gnädig, täglich ein Gebet für ihn, doch nun geht die Arbeit vor. – Wie schnell wird doch ein Mensch vergessen!

    Schluss damit. Den Überlegungen hatten Taten zu folgen. Die Kutschfahrt wollte arrangiert, das Allernötigste verpackt sein. Der Schwester einen kurzen Brief, ich melde mich bei Rückkehr wieder, Geschäftsreise. Vier Tage auf die Abfahrt warten; Zeit genug, um vor meinem geistigen Auge, gewissermaßen zur Einstimmung auf die Reise, Erinnerungen aus den letzten Wochen, Monaten, jawohl, den letzten zehn vergangenen Jahren ablaufen zu lassen, der Zeit, die ich mittlerweile ohne Wilhelm verlebt hatte – aber wie denn nur? So rasend schnell schien die Zeit verflogen zu sein. Denn zehn Jahre war es nun schon her, dass ich seinen Abschiedsbrief erhalten hatte. So traurig mich dieser auch damals stimmte, es überwog doch die Freude darüber, die Vermutung, die Hoffnung, dass mein Freund den für ihn bestimmten Weg gefunden habe, zusammen mit seiner Tine, denn jeder Weg ist kürzer und leichter, wenn ihn eine liebe Seele mitgeht. Und sieben Monate nach Erhalt dieses Briefes wurde mir das damals sogar bestätigt – durch ihn selbst! Vermittels eines neuerlichen Briefes, den ich völlig unerwartet von ihm erhielt. Ich rücke dessen Inhalt an dieser Stelle ein, er ist es wert, gelesen zu werden; auch handelt es sich in gewissem Sinne um eine Dokumentation, denn es folgte dann kein weiterer Brief mehr, kein einziger in all den Jahren, wer weiß, warum. Seitdem hüte ich das Schriftstück wie meinen Augapfel, trage es am und im Herzen mit mir herum, wohlbehütet in meiner Brieftasche, damit es mein Blut pulsieren hören kann.

Donnerstag, 24. März 2011

Erster Auszug (Briefroman)

Mein Freund! Was ist das Leben? Wie leicht sich diese Frage stellt ... Ich versprach dir Nachricht zu geben, wenn ich hier sei. Und da es nun so ist, will ich mein Versprechen auch halten. Mein Kopf ist frei, doch nicht mehr fern sind die Stunden der Bewährung. Diese Vorahnung beschleicht mich mit unsicheren Gefühlen. Das sind tatsächlich zweierlei Ding: Planung und Ausführung. Wer weiß, ob ich den Anforderungen gewachsen sein werde, die Herausforderungen annehmen kann. – Ja, ja ... du hattest mir mehrmals von meinem Unterfangen abgeraten, in aller Freundschaft, doch mit Nachdruck. Aber der Mensch ist Mensch – und wer könnte ihm seine Natur absprechen? So nimm denn Anteil an meinem künftigen Schicksale, wie es auch immer geraten möge. Gönne dir in mancher Stunde einen flüchtigen Gedanken an mich und wünsche mir Glück. Du weißt, unter welchem Himmel ich mich momentan bewege.

    Ich wurde sehr freundlich empfangen, mein bescheidenes Gepäck aufgenommen, der Kutscher zum Nebenhaus geleitet, die Pferde versorgt. Das Haupthaus, schemenhaft erkennbar, stand mir zu Diensten. Ein Mann und eine Frau, Bediente ausweislich ihrer Kleidung, versicherten mich aller Bequemlichkeiten, ich solle nur nach ihnen verlangen. Die Anreise war beschwerlich gewesen (wenngleich durch Landschaften führend, die ebenso herrlich wie mir fremd waren; ich könnte nicht sagen, ob dabei manche Grenze überschritten wurde) und hatte mich erst zu später Stunde an meinen Bestimmungsort geführt, doch hinderte dies die lieben Menschen nicht daran, mir schnell genug eine Mahlzeit zu kredenzen. In einer kleinen Kammer, wo ich Schüssel und einen Krug frischen Wassers vorfand, konnte ich die Zeit der Zubereitung für die nötigste Reinigung verwenden. Das Essen ließ ich mir wohl schmecken, zumal die Verpflegung der letzten Tage nicht von der besten Sorte gewesen war. Anschließend wurde mir höflich ein Schlafgemach zugewiesen, wobei der mich begleitende Diener versicherte, dass mir der Hausherr morgen zur Verfügung stünde. Heute sei dieser überraschend und ohne möglichen Aufschub zu einer Konsultation gerufen worden und ließe mir hiermit sein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass er nicht selbst habe mich empfangen können. Seine Verpflichtung sei jedoch dringlich gewesen. Ich wurde befragt, ob ich es wünsche, des Morgens zu einer bestimmten Stunde geweckt zu werden oder es, angesichts der Beschwernisse der weiten Anreise, vorzöge, nicht verfrüht dem erholsamen Schlafe entrissen zu sein. Keine Umstände, entgegnete ich. Meine innere Uhr würde mich wohl frühzeitig aus dem Bett führen (du weißt, mein Schlaf ist seit längerer Zeit nicht mehr der beste).

    So bin ich also hier gelandet, lieber Hans. Und wäre froh, wieder fort zu sein. – Nein, mein Herz, bleibe stark, wenn die Angst sich über dich legt. Denke an die absolute Verzweiflung, die dich hierher getrieben hat. Die Macht der Verzweiflung wird stärker sein als alle Dämonen, die dich wieder unter das Joch der Verdammnis knechten wollen. Was ist schon das bisschen Angst, verglichen mit einem freudlosen Dasein. – Also gut: Du sollst auch weiterhin Nachrichten von mir erhalten, auch das war versprochen. Dabei wäre keine Verpflichtung nötig gewesen, tue ich es doch gerne. So bleiben wir im Geiste einander nah: in der Hoffnung auf ein besseres Wiedersehen (gib es zu: So konnte es mit mir nicht weitergehen). Du kannst mir nicht schreiben, wir hatten das besprochen. Ich kenne ja selbst nicht meine jetzige Adresse. Und ich dürfte, könnte und wollte sie dir auch nicht mitteilen (wer weiß, auf welche Gedanken du kommen würdest). Die Zensur, die in diesem Hause herrscht, würde es auch vollkommen unmöglich machen. Das wurde mir vor Antritt meiner Reise mitgeteilt, und ich war mit diesen Gepflogenheiten einverstanden gewesen, besiegelte das Abkommen mit meiner Unterschrift. Wie sagtest du? Eine Fahrt ans Ende der Welt. Ja, so könnte man es nennen. Doch selbst dabei spielt es eine Rolle, ob man sein Pferd an der ersten Wegkreuzung nach rechter oder linker Hand führt. Wo ist das Ende dieser Welt? Soll es liegen, wo es mag. Wenn’s für mich nur ein neuer Anfang wäre! Ich jedoch darf dir schreiben, so viel und so oft ich möchte (dir alleine), nur kann ich nicht sagen, ob dir die Briefe überhaupt, und wenn ja, welche davon, zugeleitet werden. Auch darf ich die Schreiben nicht mit einem Datum versehen. (Ob ich sie nummerieren darf?) Aber das sind in meinen Augen nur Belanglosigkeiten. Welchen Sinn hätte auch eine Zeitangabe auf einer nicht übermittelten Botschaft? Habe ich das eine akzeptiert, so werde ich das andere verschmerzen. Wir beide hatten in mancher langen Nacht mein Vorhaben ausführlich diskutiert, du hattest mich gewarnt, beschwört, mich nicht auf solche sicherlich ungewisse, wahrscheinlich gefährliche Machenschaften einzulassen, ich hatte dir zugehört, mit Stolz in der Brust, einen solchen Freund zu haben, hatte versucht dich zu trösten, letztendlich meinen Kopf durchgesetzt ... mein Guter, wie hättest du es verhindern können? –

    Nun bemerke ich doch, wie schnell mich die Müdigkeit überkommt. Es ist sehr spät. Die mehrtägige Kutschfahrt auf schlechten Wegen, wie auch die mit der Reise verbundenen, nur hinlänglich ausgestatteten Übernachtungsquartiere haben mich doch mehr beansprucht, als ich mir eingestehen wollte. So höre meinen ersten, stillen Gruß aus weiter, unbekannter Ferne. Zermartere dir nicht das Hirn ob deines armseligen Freundes. Alles wird gut werden! – Gute Nacht! ... Schlafe ruhig.

Montag, 21. März 2011

Literarische Psychologie-Philosophie

Das ist der Wantlek.

Und vielleicht ist es das gerade: dass Literatur, Psychologie, Philosophie, dass diese drei Begriffe allesamt und jeder für sich die Umschreibung für ein und die selbe Sache sind.

(Für den Fall, dass Ihnen diese Bemerkung geheimnisvoll erscheinen mag, füge ich noch hinzu: stimmt.)


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Freitag, 18. März 2011

Über das Wesen der Trilogie

(Wantlek – Ein philosophischer Roman beinhaltet die vollständige Trilogie, aufgeteilt in drei Kapitel. Im Nachfolgenden geht es um die seinerzeitigen ...)

… Gedanken des Schreibers nach Fertigstellung des zweiten Kapitels – und zuvor!

Mit dem zweiten Band der Wantlek-Trilogie liegt also nunmehr das Mittelstück vor uns, das Stück des Weges, welches die Pfade des zuvor beschrittenen aufgreift, sie weiterführt, die Aussicht erweitert und auf der Landkarte der Literatur eine Verbindungslinie zu dem dritten Band schafft. Und doch ist jedes Teilstück für und in sich eine eigenständige Route, losgelöst und unabhängig von den anderen, gleichwohl es von deren Existenzen weiß, die sich in einer Parallelität des Seins befinden. Aber eben auch immer Teil eines Ganzen, immer im Bewusstsein des Dazugehörens, des sich Ergänzens.

Eine Trilogie darf keinem Selbstzweck verfallen, sich nicht aus sich selbst heraus erklären wollen.

Als wesentlich erachte ich, dass diese besondere Form der literarischen Gestaltung einer Zufälligkeit des Lesens standhalten muss, auch und gerade dann sich ihre Kraft zu bewahren vermag, nicht an einem Zufallsprinzip zu scheitern droht. Denn warum sollte der Reihe nach gelesen werden müssen? Erster Band vor dem zweiten, zweiter vor drittem. Weil ansonsten die Spannung verloren ginge? Eine Auflösung frühzeitig, zur unpassenden Zeit erfolgte? Der Leser das Interesse verlöre?

Aber warum denn? Und siehe: Da greift sich jemand aus dem Bücherregal ein Exemplar heraus. Aus irgendeinem Grunde hat ihn gerade dieses Buch angesprochen, er blättert darin, weder Autor (an dieser Stelle sei mir der offizielle Begriff gestattet) noch Titel waren ihm bekannt. Aber nun hält er es einmal in Händen, liest ein paar Zeilen, blättert, liest ein paar Zeilen, will es kaufen, geht zur Kasse. Und da spränge aus der Tiefe des Buchladens ihm ein Verkäufer entgegen, wild mit den Händen fuchtelnd, ihn belehrend, dass er doch, bitteschön!, sich diesem Werk erst zuwenden möge, wenn er denn ... – Ach so! Aber ich wusste ja nicht, dass es da noch ...

Als wesentlich erachte ich, dass eine Trilogie es fertigbringen muss, einem Leser, der erst nachträglich den ersten Band liest, nachdem er nach der Lektüre des zweiten erfahren hat, dass es einen solchen überhaupt gibt, den Eindruck zu vermitteln, als hätte er diesen schon gelesen, so vertraut, so logisch muss ihm dieser erscheinen. Auch: es liest jemand zufällig (also in Unkenntnis einer Trilogie) den ersten, dann den dritten Band. So müsste er den Eindruck gewinnen, zumindest der Verdacht sich regen, als würde da noch etwas fehlen, als hätte dort eigentlich noch etwas dazwischen gepasst. Auch: es liest unser imaginärer Leser nur den dritten Band. So müsste er keine Trilogie vermissen dürfen. Auch: da käme in hundert Jahren einer, der so geschäftstüchtig wie literaturbegeistert, so kosten- wie qualitätsbewusst wäre und spräche angesichts der alten Bände, die vor ihm lägen: Ach was! Was heißt hier eins, zwei, drei? Alles in einen Band und fertig! Druckt alles in einem Stück! Und der Leser nähme dieses eine (!) Buch, das neugeborene, auferstandene, in die Hand, schlüge es auf, verlöre sich in der Welt der Literatur, teilte sich in Sinne, Gefühl, Geist – und fände nach vollzogener Lektüre wieder ganz zu sich selbst.

Das verstehe ICH unter Trilogie.

Dienstag, 15. März 2011

Ich habe die Wahl


Ich weiß nicht, ob es etwas mit Mut zu tun hat, ich glaube es jedenfalls nicht; ich meine: in der heutigen Zeit einen philosophischen Roman zu veröffentlichen. Der Zeitfaktor spielt in der Kunst keine Rolle. Es gibt lediglich die Notwendigkeit des Tuns oder Unterlassens. Ich habe es getan. – Wenn ich es recht bedenke, weiß ich es doch: Es hat mit Mut nichts zu tun!

Samstag, 12. März 2011

Herzblut ist des Dichters Tinte

Mit großen Augen verfolgt er seine roten Worte, die auf weißem Papier sich abzeichnen. Es entsteht ein Fantasiegebilde mit tausend Ein- und Ausgängen. Und sobald er sich in diesem verloren hat, hat er sich gefunden. Sein Herz läuft über, sein Hirn ertrinkt, er ist beseelt, er ist am Ende, denn er fängt an.

Mittwoch, 9. März 2011

Hirngewitter

Der Schreibprozess ist von Markow’scher Art.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine Selbsttäuschung ist, wenn von strenger Planung und Entwürfen die Rede ist, so ehrlich dies alles gemeint sein mag. Man macht sich etwas vor. Wir sind ausführendes Organ, kein bestimmendes. Wir sind zwar Träger unseres Hirns, ihm aber sklavisch ausgeliefert.

Zum Trost sei direkt angeschlossen: Herrlich, dass es so ist! (Ich verzichte auf eine allgemeine Begründung dieser Feststellung, denn jeder Einzelne hat die seinige selbst zu finden.) – Ein Trost könnte nämlich angebracht sein: man fühlt sich vielleicht etwas verwirrt und verirrt, wenn man bemerkt, dass das Schiff so richtig schön in Fahrt ist, man aber nicht weiß, auf welchem Kurs überhaupt. Nun, so riesengroß das Meer auch ist, es ist nicht groß genug, dass sich nie ein Hafen finden ließe. Zur Not tut’s eine Insel, muss ja nicht für ewig sein.

Der Schreibprozess ist ein Prozess im Schreiben. Oder anders ausgedrückt: Der Prozess ist das Schreiben im Schreiben.

Sonntag, 6. März 2011

Na also

Stein

Dereinst auf meinem Grab ein Stein
Der lebt von Sonne und von Regen
Alles and're ist ihm einerlei
Er lebt nur seinetwegen

Das ist es, was noch übrigbleibt
Von mir, von dir, von allen Arten
Ein Stein, der sich die Zeit vertreibt
Mit ewiglangem Warten


Der Anfang hätte seinen Namen nicht verdient, wenn er nicht zum Ende führen würde. – Aber anfangen müssen wir doch, nicht wahr?

Donnerstag, 3. März 2011

Montag, 28. Februar 2011

Literatur ist eine Hure

Mit großer Sorgfalt brachte sie ihr Strumpfband an, bemalte sich die Lippen, und auch die Stöckelschuhe standen schon bereit, ungeduldig den ersten Trippelschritten harrend. Ob sich auch heute unter den Freiern manierliche befinden sollten? Das würde ihr die Sache schon leichter machen. Aber wie dem auch sei: ihrem Grundsatz würde sie treu bleiben: sie ließ sich nicht auf den Mund küssen, nicht freiwillig, nie! Das hatte ihr schon die eine oder andere Ohrfeige eingetragen, aber davon starb man schließlich nicht. – Sie betrachtet sich im Spiegel. Aufpassen, nicht zu dick auftragen, nur ein zartes Rouge, das genügt. Die Wenigsten sahen ihr ohnehin ins Gesicht, und auch die eher oberflächlich und nur kurz. Und wenn schon. Sie ist ja ohnehin nicht so, wie Andere meinen, dass sie es wäre. – So, jetzt sieht sie schon ganz leidlich aus, richtig passabel, eine Augenweide. Ein Blick auf die Uhr. Ja, Zeit ist. Dann mal los. Schon in ein paar Stunden, wenn der Morgen graut, wird sie wieder zu Hause sein, sich in ihr Bettchen legen, alleine, und schlafen wird sie, und träumen wird sie, und erwachen wird sie, mit langsamem Augenaufschlag, und der neue Tag wird schon sehnsüchtig auf sie gewartet haben.