Mittwoch, 1. Juni 2011

Es ist nun mal so

Für große Literatur kommt vorneweg nur der in Frage, welcher Leid empfinden kann.

Vollbringen kann sie nur der, welcher bereits Leid nicht nur erlebt, sondern gelebt hat.

1 Kommentar:

  1. Die Fliege im Weinglas

    Ich hörte ihn sagen:
    und - kommst du klar?
    Ich schaute mich um,
    doch niemand war da.

    Die Fliege im Weinglas,
    das röchelnde Teelicht,
    die stöhnenden Zeiger,
    die waren es nicht.

    Er hatte es, wie immer,
    geschicktest eingeschädelt!
    Am Haken hing der Köter
    als Rätsel aufgefädelt.

    Ich lockerte das Denkblei,
    Pinscher oder Dackel?
    Doch Herr Gott lachte leise
    in seinem Schabernakel!

    Namen? Schall und Rauch!
    läßt mich mein Nachbar wissen.
    Und kann, sprachlich erleichtert.
    Neusprech in Vielfalt pissen...

    Er kennt nicht Satzes Väter.
    Wohl aber Schall und Rauch.
    Ich blas’ die Harfe, Alter!
    Ich denke, du mich auch...

    Er hat beim Wörter-Ruinieren keine Schmerzen mehr.
    Sein tägliches Geschäft ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Der Glatzkopf sucht verbissen nach einer Glückssträhne.
    Ich spendiere ihm eine, sage: maßvoll trinken! und denke:
    Wertester, Sie kennen nur eine Variante dieses nett gemeinten Ratschlages.
    Aber er ist mir mit duzender Dankbarkeit schon so tief in den Hintern gekrochen,
    dass er mir binnen kürzester Kürze zum Halse heraushängen wird. *

    Ich hörte ihn sagen:
    Ey - alles klar?
    Ich drehte mich um.
    Er war nicht mehr da.

    Der Gesang zweier Wolken,
    Ein Lied in den Bäumen,
    Das Plaudern der Sterne
    ließen mich träumen.

    Babylon reloaded,
    geschicktest eingeschädelt!
    Ein Rosenkranz aus Löchern,
    vor meiner Seele wedelt.

    Er führt die Leute eben
    so gerne in die Irre,
    und wird es ihm zuwider,
    dann schickt er ihnen einfach

    die große, lange, blöde,
    sinnentleerte Irre.
    Maulfaul überfress’ne
    logorrhoe’sche Dürre.

    Homo desiderium dei...
    Ja, was denn nun, du Schwätzer?!
    Wortjonglier’nder Heiliger,
    oder Blödsinn kotzn’der Ketzer?

    Überhaupt - das Apostroph!... Ich bin nicht gläubig, schnappt der Nachbar,
    und reißt baggerhaft sein Deutungstal tiefer in einen zarten Wortzwiebelberg.
    Aber ich helfe ihm seine Betonsprachenfertigmischung anzurühren,
    indem ich ihm sage: Dichter’s (ha, ha) Gartencenter bietet auch Träumers Samen an.
    Herr Gott! Selbstverständlich ist mir bewusst, das Bübchen kaum über Striche stolpert,
    die er beim Sehen nicht erkennt und beim Hören nicht versteht.
    Eine Verh-unze darf aber bitte schön auch ich auf die schale Wegschale werfen,
    denn vielleicht bleibt er ja hinter mir zurück - ich sehe, ist er schon! *

    Ich hörte ihn sagen:
    Cool, Mann, schon klar!
    Er schaute sich um,
    ich war nicht mehr da.

    Papageibuntes Sinnsein
    im alphabetischen Kurwald.
    Hochschwang’re Worte,
    rehagemalt.

    Im Schabernakel
    beginnt es zu blitzen.
    Knisternder Nebel
    dringt aus den Ritzen.

    Pfeifende Lichter,
    der Schlüssel geht flöten.
    Jetzt wären größere
    Löcher vonnöten!

    Um den Druck zu verringern.
    Der sich dort aufbaut.
    Die Türe quietscht Psalmen.
    Der Herr Gott heraus schaut.

    Und dann spricht der Meister
    mit qualmenden Lippen:
    So sprecht mir denn nach.
    Ich darf doch sehr bitten.


    Wenn Sie die Wort vertreiben, anschalten das Kraftwerk selbständig.
    Setzen das Kopfphon in Hirnwinde ein, die Macht ist an, sonst ist die Macht ab.
    Für Verständnisband die Tafel wird angezündet. Für Aufnehmen drucken Sie Knopf
    und spielen ohne zu mörpeln. Mit Plagiat C in Sacco oder Jacke von Lebenspartner
    einfräsen und lächeln für Erfolg. Für kaputt oder Batterie mehr zu Gemutlichkeit
    beschweren an: Herr Gott, Schabernakel 1. Für neues Hirn alt Hirn zurück an Chefwelt,
    Weihrauchfäßchen, Nebelwald *

    Ich hörte ihn sagen:
    jetzt kommst du klar!
    Ich schaute mich um,
    doch niemand war da.

    Ich band mir den Strick
    aus Wörtergirlanden.
    Die Fliege im Weinglas,
    sie hatte verstanden.

    *: das Internet ist bekanntermaßen eine Fundgrube von sinnigem Unsinn. Das ein oder andere deutungsvoll zu verbiegen war mir eine Freude! Will sagen - jeder Blödsinn gebärt einen neuen, aber das ist noch kein Plagiat.

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